Windenburg, morgens kurz vor acht. Alles geht seinen geregelten Gang. Alles?Anzeigen
Fast alles, denn heut ist ein besonderer Tag. Mary und Jane werden heute 16. Wer? Die Babbitt Zwillinge. Babbitts?
Ja, diese hier:
Vater Robert:
Vizepräsident einer hiesigen Firma. Ein Snob durch und durch.Er hat nur eins im Sinn: Herrlich reich werden! Leider ist Robert ein Hitzkopf, der keine Kinder mag und seiner Frau nahezu täglich vorwirft, ihn mit der ungewollten Schwangerschaft damals, zur Heirat gezwungen zu haben.
Mutter Carolin:
Die Vorwürfe ihres Mannes sind berechtigt, sie ist materialistisch und war nur auf aus sein Vermögen aus. Der Job als Assistenzärztin hängt ihr zum Halse heraus und sie ist der Meinung das ihr Soll an Arbeit damit mehr als gedeckt ist. Daher verlangt sie von ihren Töchtern, dass diese den Haushalt regeln. Gelingt ihnen das nicht, kann sie richtig böse werden und ist nicht zimperlich in ihrer Wortwahl.
Mary, die Erstgeborene:
12 Minuten älter als ihre Schwester, träumt sie davon irgendwann ihren Seelenverwandten zu finden. Sie hat viele Freunde, kocht gut und gerne und ist sehr ordentlich. Sie schafft es, trotz der ständig streitenden Eltern, fröhlich zu bleiben.
Und dann ist da noch Jane:
Als Kind musste sie Geigenunterricht nehmen, das einzig Gute das ihre Mutter ihr angetan hat. Denn es stellte sich heraus, das sie ein musikalisches Genie ist. Doch die ewigen Streitereien im Haus haben sie zur Einzelgängerin gemacht. Nur in Gesellschaft ihre drei Freunde und ihrer Schwester schafft sie es die düsteren Gedanken abzuwehren.
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Früh morgens also, in der Küche der Babbitts, kaum das die Zwillinge am Tisch sassen, poltert Robert urplötzlich los. Sie sollten sich bloß nicht einbilden, dass hier heute irgendwelche Freunde durchs Haus rennen könnten. Es sei Donnerstag und er wolle seine Ruhe haben, wenn er Abends nach Hause käme.
Jane spürt wie es in ihr anfängt zu brodeln. Nicht einmal gratuliert hat er ihr! Als würden hier ständig Parties gefeiert. Kaum sitzt Mary neben ihr, platzt es aus ihr heraus.
Schau Dir das an! Umschläge mit Gutscheinen, wie immer! Selbst den Kuchen musstest Du selber backen!
Mary war sprachlos. Solch ein Temperamentsausbruch lag ihrer in sich gekehrten Schwester so gar nicht. So gut es ging versuchte sie Jane zu beruhigen und versprach das der am Nachmittag im Wellnesscenter bestimmt schön würde. Denn das der unvermeidliche Gutschein dabei sein würde stand außer Frage.
Doch Jane sprang auf und rannte aus der Küche. Mary seufzte als sie das Poltern der Schritte treppaufwärts hörte. Zog sich Jane also mal wieder zurück. Die Erfahrung lehrte sie, dass es nun besser war die Kleine in Ruhe zu lassen. Sie räumte schnell noch die Küche auf und nahm dann den früheren Bus zur Schule.
Jane hingegen sass mittlerweile im alten Dienstbotenzimmer unter dem Dach. Statt wie üblich zu weinen, starrte sie stumpf auf die verstaubten Dinge im Raum. Als urplötzlich ein Gedanke in ihr keimte.
Vater warf ihr doch ständig grundlos irgendwelche Verfehlungen vor. Na, dem konnte sie abhelfen!
Ungewohnt schwungvoll machte sie sich daran das Zimmer um- und aufzuräumen, unglaublich welche Schätze sie zu Tage förderte. Omas alte Nähmaschine fiel ihr auch in die Hände und, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, kam ihr in weiterer Einfall.
Sie war so beschäftigt, dass sie völlig die Zeit vergaß. Erst als ihr Handy klingelte und Cassandra, ihre Freundin, ihr gratulierte und sich erkundigte ob sie krank sei, realisierte sie wie spät es war.
Hm, Schule schwänzen fühlt sich gar nicht sooo schlecht an. Doch jetzt musste sie los, ihren Gutschein fürs Wellnesscenter einlösen, bestimmt machte Mary sich schon Sorgen...
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