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  1. #311
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    Womit ich bei der Auflösung für Jous Geschenk angekommen wäre. Es waren Tickets für eine ‘Reise nach Batuu.’ Jou wunderte sich etwas darüber, doch da ich ebenfalls ein eingeschworener ‘Star Wars’ Fan bin, schien es mir mehr Sinn zu machen, als ein einfaches Murder Mystery Dinner.

    Bei unserer Ankunft erhielten wir je 50 Credits, als Startkapital und eine kleine Einführung in die Quest ‘Willkommen auf Batuu’. Danach ging es zum Einkleiden. Dass ich mich dort für die ‘First Order’ entschied, zog eine Diskussion mit Jou nach sich, die ich hier nicht wiedergeben mag, aber die dazu führte, dass wir beide uns dem ‘Widerstand’ anschlossen. Ich meine, das Argument, mit Helm zu küssen sei unmöglich, war ein Argument, das sich ganz schlecht widerlegen ließ.



    Bedauerlicherweise konnten wir aufgrund unserer Kurszeiten nur eine Nacht bleiben. Doch wenn ich mir das Selfie ins Gedächtnis rufe, das Jou im Gruppenchat postete, tat dies seiner Begeisterung keinen Abbruch. [Hier ist es:]



    Nun, wie auch immer. Wir trafen am späten Nachmittag im ’Black Spire Außenposten’ ein und sahen uns zunächst ein wenig um.



    Aßen eine Kleinigkeit in der 'Docking Bay 7’, was natürlich nicht ohne gegenseitiges probieren ging.



    Auf den letzten Happen seines Gerichts hätte ich besser verzichten sollen, denn allein bei dem Gedanken daran brennt mein Mund noch im Nachhinein.



    Unserer guten Stimmung tat es allerdings keinen Abbruch.



    Frisch gestärkt begaben wir uns erneut auf Erkundungstour. Sprachen mit ein paar Leuten, die uns eventuell bei der Quest behilflich sein könnten.



    Doch als es immer dunkler wurde, kehrten wir in ‘Oga’s Cantina’ ein und vertrieben uns die Zeit mit einer Partie Sabacc.



    Ein Kartenspiel, bei dem ich den Sieg davontrug, woraufhin ein netter Batzen seiner Credits den Besitzer wechselte.



    Es wurde später, wir tanzten ein wenig und gegen elf Uhr ließ ich die anderen Gäste wissen, dass ein gewisser Jemand gleich Geburtstag hat.



    Ob es Jou wirklich recht war, lasse ich einmal dahin gestellt. Es hielt jedoch weder ihn noch mich oder alle anderen davon ab, beim Countdown mitzufiebern.



    Gemeinsam begrüßten wir lautstark das Neue Jahr.



    Nachdem der Jubel sich gelegt hat, sprach ich einen Toast aus: “Auf Jou! Endlich volljährig!” Er lachte fröhlich, als die Menge am Tresen ihn ebenfalls hochleben ließ.



    Womit er, glaube ich, nicht gerechnet hat, war, dass ich natürlich auch ein Geburtstagsgeschenk mitgebracht habe. Wenig originell, das muss ich wohl zugeben, denn es waren erneut Flugtickets. Doch diesmal, tatsächlich welche, die ihn zurück in seine Heimat bringen würden.



    Immerhin gibt es dort immer am 2 Montag in Januar, den nationalen Feiertag: Seijin no Hi. An diesem Tag der Volljährigkeit werden alle, die zwischen dem 1. April des vergangenen und dem 30. März des neuen Jahres 20 Jahre alt werden, eingeladen. Dieses Fest, das Seijin Shiki, ist, wenn ich richtig informiert bin, eine Art riesiges Klassentreffen, welches er meiner Meinung nach unter gar keinen Umständen verpassen durfte.



    Dass es in seiner Heimatstadt stattfindet, in der seine Eltern mittlerweile wieder wohnen, ist ein durchaus willkommener Begleitumstand.



    Nach einem kurzen Schockmoment sah er das ähnlich ...



    Glücklicherweise hatte ich an beinahe alles gedacht, nur leider nicht daran, mir die Taschen mit Sylvesterkrachern vollzustopfen. Was uns jedoch nicht davon abhielt, nach der Rückkehr in unseren ‘Unterschlupf’, doch nach ein kleines Feuerwerk zu zünden.




    In diesem Sinne wünschen wir
    allen die uns bis hierher gefolgt sind:

    Ein gesundes, erfolgreiches und glückliches Neues Jahr!
    Geändert von Laska (31.01.2025 um 20:09 Uhr)
    Life isn't about waiting for the storm to pass.
    It's about learning to dance in the rain.

    -Vivian Greene-




  2. #312
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    2GTBT: ich bring ihn um!
    LilSis: Wer’s glaubt.
    2GTBT: diesmal tu ich’s wirklich!
    NiceOne: Mich?
    2GTBT: wer, außer dir, kommt noch in frage?
    NiceOne: ted?
    Agnes-Rose: Warum diesmal?
    2GTBT: er wird vater
    LilSis: Sowas passiert immer, wenn ich nicht dabei bin!
    NiceOne: LOL
    Agnes-Rose: Sagt wer?
    2GTBT: dreimal darfst du raten!
    LilSis: Teddy?
    2GTBT: hab ich mehr als einen bruder?
    NiceOne: Du hast es von ihm?
    2GTBT: nein, ich kann seine gedanken lesen!
    LilSis: Du hast ihn bestimmt falsch verstanden.
    2GTBT: was gibt es an dem satz ‘du wirst tante’ misszuverstehen!?!
    Agnes-Rose: Vielleicht ist Moira schwanger?
    2GTBT: und das macht mich zur tante weil?
    NiceOne: Teddy gedanklich immer fünf Schritte voraus ist.
    LilSis: Stimmt.
    NoKidsNoFear: Nun erstmal ruhig Blut, bitte.
    LilSis glotzt Johann an
    Agnes-Rose reißt die Augen auf
    NoKidsNoFear: Bevor wir nichts näheres wissen, sollten wir einen kühlen Kopf bewahren.
    LilSis flüstert @Agnes-Rose
    Agnes-Rose nickt zustimmend
    NoKidsNoFear: Und Spekulationen jeglicher Art unterlassen!
    LilSis: Eve?
    Agnes-Rose: Nun mal der Reihe nach.
    2GTBT: tippt
    NiceOne holt sich Popcorn
    LilSis guckt hungrig
    Agnes-Rose übt sich in Geduld
    LilSis knabbert an ihren Fingernägeln
    Agnes-Rose: Das ist eklig!
    LilSis: Das ist mir völlig egal!
    Agnes-Rose: Das sieht man!
    NoKidsNoFear reicht Cola und crisps
    NiceOne: LOL
    .....

    2GTBT:
    mein Handy dingelt. ich seh es ist teddy, geh ran und sag: hi!
    stille
    ich: wenn du mich hörst, versuchs nochmal!
    ted: eve?
    I: teddy?
    stille
    I: leg auf, ich ruf zurück, wenn ich aus der wanne raus bin.
    T: nein
    I: ist dir langweilig?
    T: nein
    I: mir auch nicht
    stille
    I: nettes gespräch, bro
    T: hmm
    I: ärger im paradies?
    T: ja.
    I: wird schon nicht so schlimm sein
    T: doch
    I: teddy?
    T: ich weiß nicht wie ich’s dir sagen soll, eve
    I: geradeheraus kommt immer gut
    T: okay
    I: ted?
    T: du wirst tante
    I: bitte?
    T: du hast richtig gehört
    I: falls das witzig sein soll, muss ich dich enttäuschen!
    T: es ist mein heiliger ernst, eve
    I: ha-ha-ha, selten so gelacht.
    T: ich wünschte es wäre so
    I: du verarscht mich grad, oder?
    T: nein
    I: deine letzte chance, bro.
    T: eve, bitte
    I: du hast genau fünf sekunden, bevor ich dir die freundschaft kündige!
    stille
    I: weiß jou es schon ?
    T: ja
    I: und?
    T: er hat geweint
    I: weißt du was, egal obs stimmt oder nicht, allein dafür bring ich dich um!
    Ich, längst aus der wanne raus und über’m treppengeländer hängend: richard!!!!
    Nadja: kaum hat man mal fünf minuten ruhe! + T: eve!
    I: ist richard da?
    N: Er isst gerade! + T: eve! + endlich Richard: wo müssen wir hin?
    I: nach britechester!
    R: wann?
    I: vor fünf minuten!
    R zu N: packen sie mir das ein, bitte? + N: nicht einen moment hat man ruhe hier im haus! + T: eve!
    I: sieh zu, dass du land gewinnst!
    R: ich bin so gut wie startklar! + N: jedesmal so ein affentheater! + T: eve!
    I: johann?
    Johann, gelassen wie immer: miss everleigh?
    I: welche blutgruppe hat ted?
    N: blutgruppe? + T: eve! + R: geben sie das einfach mir. + N: mein armes herz!
    J: der junge herr hat die blutgruppe AB.
    (Im hintergrund stühlerücken. N: das er das so aus dem stehgreif hersagen kann! R: ichweiß, ich weiß. + Johann: legen sie sich aufs sofa, bitte. + R: Füsse aufs Kissen. so ist es gut.)
    I: und ich?
    J: B, vermutlich, doch um sicher zu sein, müsste ich nachschauen.
    I: nicht so wichtig, danke johann.
    T: herr im himmel!
    N: ich würde wirklich gern wissen, was jetzt schon wieder passiert ist!
    I: es geht ihm gut!
    T: EVE!
    I: NOCH!
    R: sehen sie, alles halb so wild.
    N: das sagen sie nur, um mich zu beruhigen.
    R: wir wären längst aus der tür, wenn es anders wäre.
    I zu T: möchtest du vielleicht jetzt das gegenteil behaupten?
    T: ich würde, wenn ich könnte.
    J: miss everleigh?
    I: er wird vater!
    T: verdammt, eve!
    N: wir bekommen ein baby? + R: wenn das keine gute nachricht ist! + N: ein baby! + J: das ist in der tat durchaus erfreulich.
    I: habt ihr alle komplett den verstand verloren?
    T: EVE!
    I: verschwinde, denn wenn ich dich nachher in die finger kriege, hast du's hinter dir!
    (ted hat tief luft geholt, ich hab ihn weggedrückt, mir ein paar klamotten übergeworfen und seit 20 min sitzen wir im auto.)
    .....

    NiceOne macht sich ein Bier auf
    Agnes-Rose: Hm…
    LilSis: Ich glaub’s erst, wenn ich’s von ihm höre.
    NoKidsNoFear blick mahnend in die Runde
    NoKidsNoFear: Solange wir nicht absolut sicher sind, wird nichts von dem, diesen Chat verlassen!
    NiceOne: Aye, Sir.
    2GTBT: natürlich nicht
    Agnes-Rose: Sie haben mein Ehrenwort.
    NoKidsNoFear: Miss Samantha?
    LilSis: Ich lande immer in seiner mailbox.
    L.W.: Guten Abend, allerseits.
    2GTBT flüstert @LilSis: mach die augen auf & scroll hoch, mäuschen!
    Agnes-Rose flüstert @LilSis
    LilSis flüstert@NoKidsNoFear
    2GTBT: guten abend, großmutter, habt ihr nicht besuch heute?
    NoKidsNoFear lächelt, denn er hat nichts anderes erwartet
    L.W.: Hier ist ja wieder viel los.
    LilSis flüstert @2GTBT: awe shit!
    L.W. blickt missbilligend, denn wer flüstert, lügt für gewöhnlich.
    2GTBT flüstert @L.W.: rosie hat nächste woche geburtstag
    NiceOne: Lady Margaret, was für ein Zufall.
    LilSis flüstert @NiceOne: Hast du ‘nen Knall?
    L.W.: Nichts für ungut, Kind.
    Agnes-Rose: Lady Willoughby, wir haben ja lange nichts von Ihnen gehört.
    L.W. flüstert @2GTBT: Plant ihr eine Überraschungsparty?
    2GTBT nickt und legt einen Finger vor den Mund
    LilSis: Guten Abend, Lady Margaret.
    NiceOne flüstert @LilsSis
    L.W.: Guten Abend, Miss Samantha.
    LilSis kommen die Tränen
    L.W. @NoKidsNoFear: Falls Sie Hilfe brauchen, lassen Sie es mich wissen.
    NoKidsNoFear: Bei Bedarf werde ich gern darauf zurückkommen.
    NiceOne flüstert @2GTBT: Sie weiß Bescheid?
    LilSis flüstert @2GTBT: Du hast es ihr gesagt?!?
    2GTBT flüstert @NiceOne;@LilSis: NEIN! sie denkt, wir planen eine party für rosie!
    LilSis ist ein bisschen erleichtert
    NoKidsNoFear reicht Taschentücher.
    NiceOne tippt
    L.W.: Ist heute nicht Ihr freier Abend?
    2GTBT: johann kutschiert grad gemütlich durch die gegend ; )
    NoKidsNoFear: Und das verschafft mir etwas Muße.
    Agnes-Rose: Ich hoffe, es geht Ihnen gut?
    L.W.: Ich hoffe, Sie fahren nicht selbst?
    LilSis flüstert@2GTBT: Ist Johann nicht mitgefahren?
    2GTBT flüstert @LilSis: doch, natürlich
    NoKidsNoFear fühlt sich auf dem Beifahrersitz so sicher wie in Abrahams Schoß.
    LilSis hat Schluckauf
    NiceOne flüstert @LilsSis
    L.W.: Sehr gut, Miss Rose. Danke für die Nachfrage.
    NiceOne: Ich soll Ihnen schon seit Tagen liebe Grüße von meiner Mutter ausrichten.
    Agnes-Rose: Und dem Herrn Gemahl?
    L.W.: Master Alan, bitte erwidern Sie den Gruß.
    NiceOne tippt
    L.W.: Unsere Gäste verspäten sich ein wenig, Eve.
    LilSis: Guten Abend, Lady Margaret.
    Agnes-Rose: Die üblichen Überschwemmungen?
    NoKidsNoFear: Wir sind bislang glimpflich davon gekommen.
    2 GTBT: ach, wie schade
    L.W.: Master Alan, wie geht es Ihrem Bein?
    L.W.: Miss Samantha, haben Sie sich gut eingelebt?
    LilSis: Mein Vater schwärmt immer noch von Ihrem Apple-Cider.
    NiceOne: Es ist so gut wie neu.
    Agnes-Rose: Sammys Zimmer ist ein Traum.
    LilSis: Und die Aussicht erst!
    2GTBT: es ist die beste im ganzen haus!
    Agnes-Rose: Die Lage könnte wirklich nicht besser sein.
    L.W.: Bei all den Antworten komme ich ja kaum hinterher.
    NiceOne: LOL
    2GTBT flüstert @Agnes-Rose: hör auf sie zu ärgern! ich bin froh, dass sie es halbwegs überstanden hat!
    Agnes-Rose flüstert @2GTBT: Mir gehen nur langsam die Themen aus.
    2GTBT flüstert @Agnes-Rose: wem sagst du das.
    Agnes-Rose flüstert @2GTBT: Wenn sie es nach dieser Geschichte nicht überwunden hat, gebe ich die Hoffnung auf!
    2GTBT flüstert @Agnes-Rose: verschreis doch nicht!
    L.W.: Mein Gatte erfreut sich ebenfalls bester Gesundheit.
    NoKidsNoFear tippt
    Agnes-Rose: Das hört man doch gern.
    L.W.: In der Tat.
    LilSis tippt
    2GTBT tippt
    L.W.: Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet.
    Agnes-Rose: Sehr gerne!
    LilSis: Sie ahnen nicht, wie erleichtert ich bin.
    NiceOne: LOL
    2GTBT: viel spaß beim bridge, großmutter!
    NoKidsNoFear wünscht einen angenehmen Abend.
    L.W.: Den wünsche ich Ihnen auch.
    Agnes-Rose: Sammy, wie war dein Date mit Mike?
    NiceOne: Mike?
    2GTBT: der typ, mit dem sie heut im kino war.
    Agnes-Rose: Der Sanni, der deine Platzwunde geklammert hat.
    LilSis tippt
    NiceOne macht sich noch ein Bier auf
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    -Vivian Greene-

  3. #313
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    Da Eve mir eben damit gedroht hat, meinem Leben ein Ende zu setzen, sobald sie mich in die Finger bekommt und ich davon ausgehe, dass sie ihr Wort halten wird, werde ich mein letztes Stündchen dafür nutzen, um zu erklären, warum sie solch eine drastische Maßnahme ernsthaft in Erwägung zieht.

    Da die Zeit, die mir dafür bleibt, denkbar kurz ist, werde ich mich nicht damit aufhalten, näher darauf einzugehen, dass uns der Alltag nach unserem Kurztrip recht zügig wieder voll im Griff hatte.



    Abgesehen von einigen Neuerungen, dank unserer Weihnachtsgeschenke,



    blieb alles beim Alten, wie man so schön sagt.



    Dasselbe trifft bedauerlicherweise auch auf Jous anhaltendes Unwohlsein zu.



    Am Essen konnte es eigentlich nicht liegen, denn ich bin inzwischen dazu übergegangen, nur noch das zu kochen, worauf er gerade Appetit hat.

    Ein Credo unseres alten Kinderarztes, der die Meinung vertrat, 'unser Körper weiß am besten, was uns fehlt, bzw. gut tut, wenn wir krank sind’. Nadja hat dies immer beherzigt, als Eve und ich krank waren und damals die unmöglichsten Gerichte für uns gekocht.



    Allen Bemühungen zum Trotz trat keine Besserung ein.



    Je besorgter ich wurde, desto gereizter reagierte er.



    Auch mein Vorschlag, es könne doch nicht schaden, sich einmal von einem Arzt durchchecken zu lassen, fand wenig Anklang.



    Nun, das dachte ich jedenfalls, bis mich gestern Abend sein Trainer anrief, da er ihn nicht erreichen konnte. Er war äußerst ungehalten, dass Jou das Training sausen ließ, ohne vorab Bescheid zu geben.

    Ich entschuldigte mich und behauptete, er läge mit einer fiesen Magen- und Darmverstimmung im Bett und ich hätte versäumt, ihn krank zu melden. Der Herr beruhigte sich etwas, drückte sein Mitgefühl und die Hoffnung aus, es ging seinem Top-Player bald besser, denn diese ständige Übelkeit beeinträchtige die Leistung der gesamten Mannschaft.

    Dies, gekoppelt mit der Tatsache, dass auch ich ihn nicht erreichen konnte, brachte mich fast um den Verstand. Denn weder auf Anrufe, Sprach- oder Textnachrichten zu reagieren, sah Jou absolut nicht ähnlich.

    Um meine Nerven zu beruhigen, wechselte ich in Windeseile meine Kleidung und lief die Strecke zur Arena ab, die er für gewöhnlich nimmt und zusätzlich noch kreuz und quer über den Campus. Glücklicherweise lag er nicht hilflos in einer der dunklen Ecken. Etwas, das ich insgeheim befürchtete.



    Womit ich nicht rechnete, war, ihn zu Hause auf dem Bett vorzufinden. Ich widerstand der Versuchung, ihn zu wecken, duschte und lenkte mich danach anderweitig ab.



    Was recht gut gelang und mich auf den Gedanken brachte, er wäre wahrscheinlich doch zu einem dieser Treffen der Brainiacs gegangen, die sich oft -zu seinem Leidwesen- mit dem Training überschneiden. Da es ebenfalls absolut ungewöhnlich war, mich darüber im Dunklen zu lassen, kam ich zu dem Schluss, dass ich es entweder überhört oder schlichtweg vergessen habe.

    Kurz und gut, meine Nerven beruhigten sich und es dauerte auch nicht allzu lange, bis er sich zu mir gesellte. Meinen Gruß, erwiderte er recht grummelig. Was mich nicht davon abhielt, ihm mitzuteilen: “Dein Trainer hat vorhin angerufen.” - "Ja, war klar.”



    Der Einwurf erstaunte mich etwas, hielt mich jedoch ebenfalls nicht davon ab, meinen Satz zu beenden. “Ich habe behauptet, du liegst mit Magen und Darm im Bett und ich hätte vergessen, Bescheid zu sagen." - "Okay." Es klang dermaßen gestresst, dass ich mich beinahe bei ihm entschuldigt hätte.



    "Morgenmuffel", neckte ich ihn stattdessen liebevoll, als er sich zu mir umdrehte. Er verdrehte nur die Augen, nahm Platz und begann die kalten Nudeln in sich hineinzuschaufeln. “War das Treffen nicht gut?” - “Welches Treffen?” Ich warf ihm einen amüsierten Blick zu, denn so zerstreut war er selten. “Ich war bei keinem Treffen.” - “Nicht?” Er schüttelte den Kopf, betrachtete seinen Teller und aß widerwillig weiter.

    Ich verkniff mir, ihm anzubieten, die Nudeln schnell aufzuwärmen und sagte stattdessen: "Ich habe mir Sorgen gemacht, nach seinem Anruf.” - “Warum?” - “Weil ich dachte, du bist beim Training.” - “Ja, war ich nicht.”



    Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Contenance zu wahren und sprach gelassen weiter. “Ich hab dich überall gesucht und war kurz davor, die Krankenhäuser abzutelefonieren.” Er hielt kurz inne, seufzte jedoch nur frustriert, woraufhin ich mir nicht verkneifen konnte: “Falls du dich gerade fragst warum, es lag daran, dass es dir seit Wochen nicht gut geht und ich nicht wusste, wo du bist.”

    “Teddy”, sehr leise, beinahe kraftlos. Deutlich versöhnlicher fuhr ich fort: “Irgendwann kam ich zu dem Schluss, dass ich wohl einfach nur vergessen habe, dass du heute zu den Brainiacs gehst.”

    Er nickte und senkte den Blick. "Aber da warst du nicht." - “Nein.” Jou führte seine Gabel dermaßen langsam zum Mund, dass es den Eindruck erweckte, als hätte er den ganzen Tag Schwerstarbeit geleistet und jetzt noch eine Nachtschicht vor sich.



    Obwohl Mitleid in mir aufkam, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen: “Soll ich raten, oder verrätst du’s mir?” Er schüttelte den Kopf, dann ließ er ihn hängen. "Okay", mühsam beherrscht, machte ich Anstalten aufzustehen und das brachte etwas Leben in ihn.

    “Ich war beim Arzt.” Sofort gingen sämtliche Alarmglocken wieder an: “Beim Arzt?” - “Das wolltest du doch oder nicht?” Es kam so ungewohnt aggressiv heraus, dass ich erstmal nur nicken konnte.



    Dann jedoch wissen wollte: “Warum sagst du mir das nicht?” - “Keine Ahnung”, er vollführte eine hilflose Geste mit seiner Hand. “Weil ich es nicht vorhatte. Ich … ich bin eigentlich nur gegangen”, er presste die Lippen aufeinander und schüttelte einfach nur noch seinen Kopf.

    “Damit ich dir nicht weiter auf die Nerven gehe?” - “Ja.” Jou stand auf, um Wasser aus dem Hahn zu trinken. Was mir beinahe den letzten Rest Geduld raubte. “Und?” - "Er ist ziemlich nett." Ich verbiss mir einen Kommentar dazu, obschon es sicherlich durchaus angenehm ist, einen netten, neuen Hausarzt zu bekommen.

    “Er … hat mich untersucht und … und ein paar Fragen gestellt und …”, er drehte das Wasser ab. “Und dann, dann …", er zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder zu mir. "Dann hat er mich zu einem Spezialisten geschickt.” - “Zu einem Spezialisten?” Mir wurde ad hoc Angst und Bange. “Ja. Zu … zu einem Facharzt halt.”



    “Jou, bitte", flehte ich ihn förmlich an. Erneut vollführte er eine rat-, beziehungsweise hilflos wirkende Handbewegung, setzte sich jedoch wieder. “Und da...", er holte einmal tief Luft, "da … habe ich Becca getroffen.” - “Becca?” - “Ja, die … die von neulich abend … aus der Bar … Die aus deinem Malclub.” Natürlich wusste ich sofort, wer Becca ist. Warum es ihm so wichtig war, ihre Anwesenheit dermaßen deutlich hervorzuheben, schwante mir ebenfalls.



    Doch statt aus der Haut zu fahren, murmelte ich: "Okay", schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Sein Kopf folgte meiner Bewegung und als unsere Blicke sich trafen, sagte ich: “Bevor ich dir den Rest aus der Nase ziehe, musst du mich bitte kurz entschuldigen.” - “Teddy, warte”, es klang so erbärmlich, dass sich mein Herz zusammenzog.



    "Sorry, darlin." Ich hörte, dass er sich nun ebenfalls erhob und normalerweise wäre ich geblieben, doch da es schlicht unmöglich war, ließ ich ihn wissen warum: "Ich muss wirklich dringend pieseln." Hinter mir erklang ein leises: “Okay”, woraufhin ich eiligst im Bad verschwand.



    Als ich zurückkam, war Jou erneut verschwunden. "Herr im Himmel!", fluchte ich unbeherrscht. Dann horchte ich auf. Aus unserem Schlafzimmer drang ein Geräusch an mein Ohr, das so unüblich war, dass ich sofort die Tür aufriss und quasi mit einem Satz neben ihm saß: "Hey, was ist los? Warum weinst du ... so?" Eine Antwort bekam ich nicht, doch weitaus bedauerlicher war, dass es noch einen weiteren Moment dauerte, bis mein Verstand wieder einsetzte.



    "Alles wird gut", flüsterte ich. Er schüttelte den Kopf, ich zog ihn in meine Arme und beschränkte mich darauf, seinen Rücken zu streicheln, bis er dazu in der Lage war, eine Erklärung abzugeben.

    Von der ich so gut wie nichts mitbekam, denn meine Gedanken rasten von einem Horrorszenario zum anderen. Allmählich wurde er ruhiger. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und murmelte: “Ich befürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.” Sein nächster Satz änderte daran herzlich wenig, stoppte allerdings umgehend das Chaos in meinem Kopf.



    “Reproduktion?”, wiederholte ich ungläubig. Jou zog die Nase hoch und nickte. “Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, du versuchst gerade…” - “Dir zu erzählen, dass du Vater wirst? Ja!”

    Der Gedanke war derart absurd, dass ich unwillkürlich lächelte. Woraufhin er aufsprang und nervös vor mir auf und ab tigerte. “Jou, bitte." - “Was? Soll ich dir ein Plakat malen, damit du es begreifst?”



    “Nein, ich habe eine recht gute Vorstellung von dem, was du meinst." - "War klar", entgegnete er und nahm seine Wanderung wieder auf. "Falls das das ein Scherz sein soll”, erwiderte ich, zwar kühl, doch ruhig. “Muss ich dich leider enttäuschen, obwohl die Performance wirklich gut ist!” - “Oh, mein Gott”, stöhnte er. "Glaubst du, ich würde darüber Scherze machen?" - "Nein." - "Aber?" - “Du kannst nicht erwarten, dass ich dir das abkaufe, Jou.” - “Teddy", er senkte den Blick und begann bewusst zu atmen. Woraufhin ich meinen aufflammenden Ärger hinunter schluckte und beschloss, dem Treiben ein Ende zu machen: "Du hast gesagt ..." - "Ich weiß, was ich gesagt habe, Ted!" - "Soll heißen?" - "Das ich einem Irrtum aufgesessen bin?!"



    "Und das ist jetzt mein Problem, weil?" - "So wie's ausschaut, ist es einzig und allein mein Problem. Ja?" Ich senkte kurz den Blick, um nicht doch noch auszuflippen und versuchte es zur Abwechslung mit Logik: “Jou, wir haben nie…” - “Cool!”, er wandte sich ab und war mit zwei Schritten an der Tür. “Wo willst du hin?” - “Nach draußen!"

    “Herr im Himmel!”, stöhnte ich frustriert und folgte ihm dann doch. “Kannst du mir erklären, was das soll?” Er zuckte mit den Achseln, marschierte jedoch weiter, als er mir erklärte: “Das letzte Mal, als sowas passiert ist, ist im Osten ein Stern aufgegangen, Ted.”



    Und da ging sie hin, meine Selbstbeherrschung: “Verdammt nochmal, Jou!” Diesmal blieb er stehen. Was durchaus positiv war, aus verschiedenen Gründen, denn sobald ich in 'normaler' Hörweite war, bat ich ihn: “Könntest du, bitte, für fünf Minuten damit aufhören?" - “Und mir das Spektakel entgehen lassen? Nein, tut mir leid.”



    Ich wartete einen Moment, in dem ich ihn beobachtete, wie er den Himmel betrachtete, bevor ich mich direkt vor ihn stelle und leise fragte: "Und vielleicht einfach nur mein bester Freund sein?” Jou legte den Kopf schief und sah mich nachdenklich an. "Bitte.” - "Ich könnte ‘ne Umarmung ganz gut gebrauchen gerade”, nuschelte er und flüchtete umgehend in meine geöffneten Arme.

    “Ich dachte du stirbst”, flüsterte ich in sein Ohr. "So fühlt es sich auch an.” Ich drückte ihn, wenn es denn überhaupt noch möglich war, näher an mich heran. “Kein Scherz?” - “Nein.” - “Irrtum ausgeschlossen?” - “Ja, es ist …” Seine Stimme versagte beinahe, sein Körper fing an zu beben. "... weder unwahrscheinlich, noch unmöglich.” - "Alles wird gut”, tröstete ich ihn unwillkürlich.



    “Ich weiß nicht, Teddy, ich…” Er lehnte sich etwas zurück und schüttelte den Kopf. "Gemeinsam schaffen wir alles, schon vergessen?”

    “Ja, nein, ich ... Oh mein Gott …ja. Ja, vielleicht, aber ”, er löste sich von mir, trat einen Schritt zurück und sah aus wie Häufchen Elend. "Wir müssen doch nicht hier und jetzt eine Entscheidung treffen?" Ein vages Zucken mit den Schultern, es schien, als müsse er sich regelrecht zwingen mich anzuschauen, als er es schließlich tat, war ein schwer zu beschreibender, sehr seltsamer Ausdruck in seinen Augen. "Es ist noch Zeit, oder nicht?"

    Mit der Andeutung eines Nickens: "Ja, schon, aber ...", seine Stimme erstarb, sein Kopf neigte sich leicht nach rechts und sein Blick wanderte zu meinem linken Fuß. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, doch seine Atemzüge wurden länger und tiefer. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er presste die Lider zusammen, als könne er nicht ertragen, was sich vor seinem inneren Auge abspielte. Ein vages Kopfschütteln, dann sah er wieder auf.

    Nicht weit genug, um seinen Blick aufzufangen. Ich berührte ihn, sachte am Arm. Ein kurzer Blickkontakt, ein leises "Teddy, ich", seine Augen schweiften nach rechts und sein Blick verlor sich irgendwo hinter meiner linken Schulter.

    Es war ungewohnt und eigenartig ihn so zu sehen und obwohl ich seine Hand hielt, kam es mir so vor, als würde er sich immer weiter von mir entfernen. Eine eisige Hand griff nach meinem Herzen. Ein altbekanntes Gefühl, das mich frösteln ließ. Nur zu gern hätte ich ihn zurückgeholt, wagte jedoch nicht, ihn anzusprechen.

    Eine halbe Ewigkeit später riss seine Stimme mich aus dem Vakuum, in dem ich mich befand. "Nicht hier, Teddy. Nicht hier." - “Nicht hier?”, wiederholte ich überrascht, denn meine Begriffsstutzigkeit kannte mal wieder keine Grenzen.



    Er blinzelte ein paarmal, nickte, als müsse er sich erst selbst überzeugen und als er endlich wieder aufsah, traf sein Blick mich wie Faustschlag. Und während ich noch 'taumelte', verpasste er mir den nächsten Schock: "Ich werde mein Studium abbrechen, Ted."

    “Das wirst du nicht!” Ich erschrak selbst ein wenig, wie resolut es klang. “Erzähl du mir nicht, was ich tun oder lassen kann!” Sein Ton spiegelte seine Entrüstung über meinen deutlich wider.



    “Du kannst doch deswegen nicht deinen Traum platzen lassen?!” - “Warum nicht? Weil deiner grade in Erfüllung geht?” - "Herr im Himmel, Jou!" Ich war eher entsetzt, denn laut. "Glaubst du im Ernst, dass ich mir hier das Spießrutenlaufen gebe, während du über den Campus stolzierst, wie ein aufgeblasener Gockel?!”



    “Das werde ich mit Sicherheit nicht!” - “Das kannst du jemandem erzählen, der dich weniger gut kennt als ich!” - “Verdammt nochmal, Jou!” - “Gehen dir die Argumente aus?” - “Nein, aber die Geduld!” - “Cool”, sprach’s und wandte sich ab. "Jou", mühsam beherrscht, doch eindeutig mahnend. "Nein, mir reicht’s für heute."- "Erstaunlich", murmelte ich, "wie viel wir doch gemeinsam haben." - "Ja, nicht wahr?"



    Müßig zu erwähnen, dass ich danach beschloss, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen?
    Geändert von Laska (02.04.2025 um 20:09 Uhr)
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    Allerdings hatte ich einmal mehr die Rechnung ohne ihn gemacht. Denn als ich stillschweigend mein Kissen vom Bett nahm, fragte er: “Was hast du vor?” - “Dreimal darfst du raten”, knurrte ich. “Vergiss es”, erwiderte er. “Und warum?” - "Weil wir nicht beide aufs Sofa passen.” Mehr als: “Ich hatte nicht vor, dich mitzunehmen”, fiel mir dazu nicht ein. “Und darum schläfst du hier”, sprach’s, stieg aus seiner Hose und stützte sich am Bettpfosten ab, um sich seiner Socken zu entledigen.

    "Was, wenn ich etwas Abstand brauche?” Ich bereute meine Worte umgehend, denn der Blick, den Jou mir zuwarf, bevor er sich setzte, machte mir bewusst, wie sehr sie ihn verletzten. Doch bevor ich dazu kam, mich zu entschuldigen, zog er sich den Hoodie über den Kopf und verkündete, als er wieder auftauchte: “Dann geh’ ich nach nebenan.” - “Warum sollte ich das zulassen?” - “Weil ich mich da besser ablenken kann.” - “Ablenken, wovon?” Er griff nach einem Zipfel seines Kissens und drehte sich zu mir um, während er aufstand. “Davon, dass ich nicht schlafen kann, wenn du nicht neben mir liegst.” - “Ist mir noch nie aufgefallen.” Mit dem Anflug eines Schmunzelns: “Du schläfst ja auch wie ein Murmeltier.”

    Die Tatsache ignorierend, dass ich -die ganze Zeit hindurch- mein Kissen umklammerte, als hänge meine Existenz von ihm ab, stellte ich beinahe gleichzeitig fest: “Du siehst aus wie Linus* mit seiner Schnuffeldecke." Jous Augen blitzten amüsiert auf und aus dem Schmunzeln wurde ein Lächeln. “Kannst du mir verraten, wie ich meinen Standpunkt durchsetzen soll, wenn du … so … daherkommst?" Ich habe keine Ahnung wie, doch Jou brachte es fertig, geknickt und überglücklich zugleich auszusehen.

    “Herr im Himmel”, stöhnte ich. "Warum musste ich mich ausgerechnet in einen Schauspieler verlieben.” Jou verwandelte sich augenblicklich in einen zwar außerordentlich betrübten, doch äußerst liebenswerten Welpen. Woraufhin ich frustriert mein Kissen aufs Bett warf und forderte: “Sieh zu, dass du in die Federn kommst!” Dem Wunsch kam er unverzüglich nach. Ich begann Strickjacke und Hemd aufzuknöpfen.

    “Ist dir schon mal aufgefallen, dass wir uns gegengleich ausziehen?” - “Bitte?” - “Du fängst oben an, ich unten.” Ich warf ihm eine irritierten Blick zu. Er lag gemütlich auf seiner linken Seite und grinste breit. “Du bringst mich um den Verstand, weißt du das?” Jou nickte unbekümmert, ich entledigte mich meiner Hose und Socken und ging dann ebenfalls zu Bett.

    “Kommst du freiwillig rüber, oder muss ich dich zu meinem Glück zwingen?” - “Dreh dich um”, knurrte ich, obwohl er schon halbwegs dabei war, damit ich mich an seinen Rücken schmiegen konnte. Wodurch mir nicht verborgen blieb, wie angespannt er tatsächlich war.

    Dennoch dauerte es einen Moment, bis ich dazu bereit war, meinen Ärger hinunter zu schlucken und ihn zu fragen: "Möchtest du … reden?” - “Ich weiß nicht”, antwortete er ebenso zögerlich. “Eigentlich nicht.” - "Okay." - "Du?” - “Hmm”, ich überlegte einen Moment, dann verneinte auch ich. Woraufhin er sich so abrupt zu mir umdrehte, dass meine Nase nur dank eines Reflexes seinem Ellenbogens entkam.

    “Warum nicht?”, es klang eher erschrocken, denn erstaunt. “Weil du genug für heute hast.” Jous Augenbrauen zogen sich zusammen. “Ja, aber…” Ich unterbrach ihn: “Das hält mich normalerweise nicht davon ab, dir weiter auf die Nerven zu gehen?” Er nickte recht flüchtig. “Nun ja”, ich stupste mein Kissen zurecht, bevor ich mich erneut neben ihm niederließ und sprach erst weiter, als wir wieder auf Augenhöhe waren.

    "Wir gehen uns weniger hart an die Kehle, wenn du Zeit hattest herauszufinden, was du willst.” Jous Augen wurden kugelrund. “Was mir wiederum die Möglichkeit verschafft, mich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.” Und da war es wieder, dieses Lächeln, das jeden vernünftigen Gedanken aus meinem Kopf verbannt. “Könntest du aufhören, mich so anzuschauen?" - “Im Moment nicht.”

    Immer noch leicht beleidigt, drehte ich mich auf den Rücken. Jou rutschte mir hinterher, schlang einen Arm um meine Taille und bettete seinen Kopf auf meine Brust. “Schlimm?” - "Besser als die Alternative”, erwiderte ich ebenso leise. “Stimmt.”

    “Fühlt sich irgendwie merkwürdig an”, stellte ich nach einigen Augenblicken fest. “Ja.” - “Müde?” Jou seufzte leise und schüttelte minimalst seinen Kopf. “Seit wann hast du diese Schlafstörungen?" - “Seit dies Mädel in meinem Hotelzimmer aufgetaucht ist.” Oje. “Und jetzt nicht mehr?” - “Abgesehen von der Zeit, als wir getrennt waren, nicht.” - "Hmm…" - “Ich grübel einfach viel zu viel”, gestand er leise ein.

    Das kannte ich von mir nur zu gut und da ich wusste, wie einsam man sich in solchen Momenten fühlen kann, auch wenn man nicht allein im Bett liegt, drehte ich mich vorsichtig zu ihm um. Nahm ihn in den Arm und versicherte ihm: “Du kannst mich jederzeit wecken.” - “Ich weiß.” - "Aber?" - “Passiert ja nicht mehr”, nuschelte er. "Wegen der neuen Medis?” - “Nein, wegen dir.” - “Mir?” - ”Hm-mm.”

    Jou betrachtete mich dabei, wie ich erfolglos mein Hirn durchforstete, um herauszufinden, was ich dazu beigetragen haben könnte. “Ich verrats dir, wenn du mich nicht auslachst.” - "Warum sollte ich dich auslachen?” - "Weil’s irgendwie peinlich ist.” Da seine Wangen sich leicht verfärbten, beschloss ich, es dabei gut sein zu lassen. “Okay.” - “Okay?” Ich nickte und schloss meine Augen.

    "Teddy?” - “Wenn es dir unangenehm ist, musst du es mir nicht sagen.” - “Aber?” - “Kein aber, ich bin nur der Meinung, dass ich der Letzte bin, vor dem dir irgendetwas peinlich sein müsste.” Wie könnte es auch anders sein, entgegnete er prompt: “Ich finde, du bist der Erste, vor dem mir alles mögliche peinlich sein sollte.” Entsetzt schlug ich die Augen wieder auf: “Warum?” - “Weil ich deine gute Meinung nicht verlieren will.” Mir fehlten tatsächlich für einen Moment die Worte. “Jou, du bist…” - "Im Gegensatz zu dir, total verklemmt, ich weiß.” Angriffslustig, wie selten. Und dazu noch wenig zutreffend.

    “Verklemmt schafft es nicht mal ans Ende der Liste von Adjektiven, die mir zu dir einfallen würden.” - “Wenn du das sagst.” - “Kannst du mir das getrost glauben.” - “Und?” - “Und was?” Prompt verdrehte er die Augen. “Ich habe keine Ahnung, was du von mir hören willst.” Jou kniff pikiert die Lippen zusammen. “Sorry?” Die Frage schien ihn zu überraschen. Doch dann dämmerte ihm wohl, dass ich tatsächlich mit meinem Latein am Ende war. “Was hats oben auf die Liste geschafft?” - “Neugierig und verspielt.” - “Ach?” - “Überraschend verschmust." - “Ja, das hat mich auch überrascht.” - “Was genau?” - “Das es mir absolut gut gefällt, wie kuschelbedürftig du bist.” Ich murmelte: “Lucky me”, und zog ihn wieder näher an mich heran. Er gestand: "Ich wusste nicht mal, was für ein Defizit ich in dem Bereich hatte.” - ”Ich hoffe, es wird dir nicht irgendwann zu viel." - “Bestimmt nicht.”

    "Teddy?" - “Hm?” - “Wir sind vom Thema abgekommen.” Es klang derart neutral, dass mir sofort bewusst wurde, wie wichtig es ihm war. “Was auch immer es ist, darlin’, an meiner guten Meinung wird sich bestimmt nichts ändern.” Er gab einen Laut von sich, der eindeutig Skepsis ausdrückte. “Glaubst du, mit einer Schwester, wie Eve, wäre mir auch nur irgendetwas Menschliches fremd?” Sein spontanes: “Nö”, wurde von einem breiten Grinsen begleitet. “Das beruhigt mich irgendwie”, stellte ich fest und klappte die Augen wieder zu.

    “Wie kann man nur so unneugierig sein.” Ich hob schwerfällig ein Lid, nur um ihn wissen zu lassen: “Das Wort gibt es nicht.” - “Sollte es aber.” Als ich darauf nicht reagierte, zwickte er mich in die Seite. "Spucks einfach aus, wenn du es unbedingt loswerden willst.” - “Es wäre weniger unangenehm, wenn du es unbedingt wissen wolltest.” Ich nahm einen tiefen Atemzug und behauptete: “Ich komme um, vor Neugierde.” - "Geht's etwas glaubwürdiger?” - “Bitte, bitte sag es mir, Jou.uu. Sag.Es.Mir.Jetzt.” Eve hätte es kaum besser hinbekommen können. "Ach, na gut, bevor ich mich schlagen lasse.” Unglaublich.

    “Erinnerst du dich an unsere erste Nacht?” - “Wie könnte ich die vergessen.” - "Ein einfaches Nicken hätte gereicht.” Ich blickte ihn an und klaubte jedes Fitzelchen Geduld, das in meinem Körper wohnt, zusammen. “Falls du kein Script für mich hast, wirst du mit meiner laienhaften Vorstellung zurechtkommen müssen.” Prompt kassierte ich einen ‘dieser’ Blicke. “Alternativ könnte ich natürlich auch Eve wach klingeln, sie anstacheln und an dich weiterreichen.” - "Wird schon so gehen", grummelte er. “Sehr schön”, befand ich. Was folgte war Schweigen.

    Ich übte mich weiterhin in Geduld. Jou klaubte derweil all seinen Mut zusammen, nur um mir dann vorzuhalten: “Du bist fast sofort eingeschlafen.” - “Sorry.” - "Ich hab dich beim Schlafen beobachtet.” - "Wie gut, dass du keine Katze bist.” - “Musst du mich ständig unterbrechen?” - “Nicht unbedingt.” - “Okay?” Ich beschränkte mich auf eine nonverbale Zustimmung, er setzte seine Erzählung fort. “Ich konnte nicht fassen, dass wir uns so … absolut zufällig wiedergefunden haben und … und noch viel weniger, dass ich gerade neben dir im Bett liege.” - “Awe.” Diesmal nickte er und erwiderte mein Lächeln. “Mit ähnlichen Gedanken bin ich damals eingeschlafen”, flüsterte ich und bekam dafür einen Kuss auf die Nase. “Du redest im Schlaf.” Das musste ich zu meinem Leidwesen erneut bestätigen. “Ich hab ziemlich lange gelauscht." - “Vergebliche Liebesmüh.” Sein "Ja" klang leicht unzufrieden. “Wenn es dich stört, box mich.” - “Wird’s dann verständlicher?” - "Nein, es hört auf.” - "Das ist ja noch schlimmer.” Eindeutig entrüstet. “Sorry.” - “Hm”, grummelig. “Irgendwann wurde es dir zu langweilig und du bist ebenfalls eingeschlafen?” - “Nein.” Nicht zu fassen.

    "Ted?” - “Hmm?” - “Willst du wissen, wie's weitergeht?” - "Ich kann es vor Spannung kaum aushalten.” - “Gut zu wissen, dass du mit geschlossenen Augen lügen kannst.” Eindeutig an der Zeit, sich zusammenzureißen. Also richtete ich mich auf, zog vorsichtig meinen Arm unter seinem Nacken hervor, um meinen Kopf abstützen zu können und sagte: “Ich bin ganz Ohr.” Jou schien mir das nicht wirklich abzukaufen, sprach jedoch weiter, als ich ihn unverwandt ansah. "Mir … kam irgendwann der Gedanke, dass ich verschwinden sollte.”

    “Verschwinden?”, nun war ich hellwach. “Warum?” - “Weil du auf deinem Blog ständig betont hast, wie erfreulich es ist, morgens allein aufzuwachen.” Nett ausgedrückt: Leicht pampig. Im Gegensatz zu mir, denn ich war eher empört: "Nach einem One-Night-Stand!” - “Na ja…” Ich unterbrach ihn sofort: “Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dich gebeten hätte zu gehen.” - “Teddy…” - “Ich wäre am Boden zerstört gewesen, wäre ich am Morgen allein aufgewacht.” - “Ich weiß.” - "Immerhin etwas.” - “Du hast gebloggt, dass du dich daran gewöhnen könntest…" - “Neben dir aufzuwachen?” - “Ja.” - “Das wusstest du zu dem Zeitpunkt nur noch nicht.” - “Stimmt.” Quietsch vergnügt, wenn ich mich nicht irre. "Auf was für merkwürdige Typen stehst du eigentlich?” - "Ted!" Ebenfalls nicht laut, doch ähnlich entrüstet wie ich. “Willst du die alte Geschichte jetzt tatsächlich nochmal aufwärmen?” - “Nein.” Nur unwesentlich ruhiger, fuhr ich fort: “Mir ist durchaus bewusst, wie be… scheiden ich mich damals aufgeführt habe, doch das erklärt noch nicht…” - “Warum ich liegen geblieben bin?” - “Warum du überhaupt da warst!”

    Jou strahlte mich so plötzlich an, dass mir die Spucke wegblieb. Im übertragenen Sinne. “Herr.Im.Himmel.” - “Über wen regst du dich eigentlich grad auf?” - “Über dich, denn du hättest es besser wissen müssen.“ - “Ach ja?” - “Wer erzieht ständig an mir herum?” - "Wer erteilt grad wem ’ne Lektion?” - ”Du gehst mir auf die Nerven.” - “Immer wenn dir die Argumente ausgehen.” Nicht zu fassen. “Wo willst du hin?” - “Pieseln.” - “Bringst du mir ein Glas Wasser mit?" - “Wenn ich dran denke.” - “Was zu knabbern wär auch nicht schlecht.”

    “Karottenstäbchen?” - “Sind gesund.” - “Warum schick’ ich auch ‘nen Hasen los.” - “Weil er grad unterwegs war.” - “Gebäck wäre mir lieber gewesen." - "Das krümelt.” - "Schmollst du noch lange?” - “Nur, wenn du mich nochmal losschickst.” - “Klingt verlockend.” Ich seufzte abgrundtief und machte mich erneut auf den Weg. "Kekse oder diese Waffelteile?”, rief ich aus der Küche. “Jaha!”

    Mit zwei Schalen in den Händen und einer Flasche Wasser unterm Arm, hielt ich für Sunny die Tür auf, die mit einer kleinen Tüte Crisps im Maul an mir vorbei stolzierte und dann mit einem Satz mitten aufs Bett sprang. Was zur Folge hatte, dass die Karottenstäbchen in alle Richtungen flogen. Jou brach in Lachen aus und lobte sie überschwänglich für diese Heldentat. Ich schüttelte übertrieben betrübt das Haupt, konnte mir jedoch nicht allzu lange ein Schmunzeln verkneifen.

    Jou sammelte die Stäbchen ein, die in seiner Reichweite waren, den Rest schubste Sunny vom Bett, bevor sie hinterher sprang, um sie in alle Himmelsrichtungen zu verteilen. “Ich sammel die morgen ein”, versprach Jou, als ich frustriert durch die Nase schnaubte. Dann nahm er mir die Flasche ab und hielt netterweise die Decke für mich hoch, damit ich wieder zu ihm krabbeln konnte. Sunny ließ sich von ihm ebenfalls unter die Decke locken, sodass allmählich wieder Ruhe einkehrte.

    “Warum bist du geblieben?", fragte ich und stibitzte die letzte Waffel, als er mich daraufhin -wie erwartet- überrascht anstarrte. “Gutes Ablenkungsmanöver”, befand er. Ich nickte, denn: “Ich hatte die beste Lehrerin." -”Frech.” - “Ja, ihr nehmt euch beide nicht viel.” Jou verzichtete auf einen Kommentar und schüttelte mit den unvermeidlichen Krümeln beinahe auch eine der Schalen von der Decke. “Ich mag dich trotzdem.” - “Dito.” Jou kehrte mir den Rücken zu, ich rutschte ein kleines bisschen zu ihm rüber, schlang meinen Arm um seine Hüften und zog ihn an mich. “Deswegen”, nuschelte er, nachdem wir alle Gliedmaßen in eine für uns beide bequeme Stellung gebracht hatten. “Bitte?”

    “Ich hab mich auf die andere Seite gedreht, bin aber nicht sofort aufgestanden, weil ich … eigentlich nicht gehen wollte.” Ich tastete nach seiner Hand, verschränkte meine Finger mit seinen und drückte sie sanft. “Du musst das irgendwie gespürt haben, jedenfalls kamst du mir hinterher und dann … hast du mich verhaftet, so wie jetzt.” - “So wie immer, befürchte ich.” - “Ja.” Ich rückte unwillkürlich ein Stückchen von ihm ab, doch er hielt meine Hand fest und schloss die Lücke zwischen uns wieder. “Ich hab’ mich erschrocken damals, weil …” - “Du dachtest, ich reiß dir später den Kopf ab.” - “Ja.” - “Du kannst dich ganz leicht befreien, in dem ...” - “Ich dich auf den Rücken rolle, ich weiß.” - “Ach?” - “Ich muss morgens vor dir raus, Teddy.” Ich nuschelte: “Ja, leider.” Jou lachte leise.

    “Und damals?” - “Damals”, wiederholte er nachdenklich. “Es fühlte sich so … verdammt gut an, deine Wärme zu spüren das ich … ich dachte mir, ein paar Minuten länger können jetzt auch nicht mehr schaden und … direkt danach muss ich eingeschlafen sein, denn als nächstes schrillte dein Handy Alarm." - “Ich habe es wahrscheinlich ausgemacht, ohne richtig wach zu werden.” - "Ja, du hast dich umgedreht und ich hab mich tot gestellt und abgewartet, was passiert." - “Kein Wunder, dass du so gut drauf warst”, grummelte ich. "Ich war super erleichtert.” - “Aber?” - “So richtig beruhigt war ich erst, als ich deinen Blogpost gelesen hab.” - "Ich würde gern dasselbe behaupten.” - “Wenn?” - "Du du mich nicht unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in eine Beziehung gelockt hättest.” Diesmal brachte ich meine Nase vorab in Sicherheit. Zum Glück!

    Obwohl es ihm dadurch leichter fiel, mich auf den Rücken zu schubsen, sich auf meinen Bauch zu schwingen und mit beiden Händen neben meinem Kopf über mir aufzubauen: “Soll heißen?" - “Das du normalerweise ein ausgesprochener Morgenmuffel bist.” - “Weisst du, was viel noch schlimmer ist?” - “Was könnte schlimmer sein als das?” - “Jemand , der -seine Finger schnippten neben meinem linken Ohr- zu 100% Prozent wach ist und pausenlos drauf los quatscht, sobald er seine Augen aufmacht!” - "Das kommt mir irgendwie bekannt vor.” - “Ach, ja?” - “Eve hasst es wie die Pest. Nadja auch und…” - “Lotta”, warf Jou ein. “Oh, mein Gott, ja”, stöhnte ich. “Sowas von schlimm. Richtig übel. Kann man sich nicht ausdenken. Muss man selbst erlebt haben. Echt jetzt. Geht gar nicht!” Aus Jous Mund kamen Geräusche, die verdächtig nach ‘ich liebe sie’ klangen, bevor er jeglichen Versuch aufgab, sein Lachen zu unterdrücken. Was zur Folge hatte, dass nicht nur sein Bauch wackelte, sondern auch ich und unser Bett.

    “Jou …” - “Irgendwelche Einwände, Hase?” - “Nein, es ist nur … wir … leben etwas gefährlich gerade." - “Ich mags gefährlich.” - “Seit wann?” - “Schon immer.” - “Okay, draco, ich … gerade nicht so.” Jou runzelte die Stirn und sah aus, als würde er tatsächlich gleich Feuer speien, doch dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Jedenfalls schließe ich das aus seinem verschmitzten Grinsen. “Ich glaube, ich … weiß was du meinst.” Ich nickte und nuschelte: “Ich wäre dir unendlich dankbar, wenn du dich nicht abrupt bewegen würdest.” Obwohl er lächelte, ging ich nicht davon aus, ungeschoren davonzukommen, doch er beugte sich nur langsam und vorsichtig zu mir herunter, um mich sehr sanft zu küssen. Wogegen ich selbstredend keine Einwände erhob, obwohl sich unsere Nachtruhe dadurch erheblich verkürzte.

    “Cuddles?” - “Hmm?” - “Ich hatte nicht vor, es dir so zu sagen.” - ”Alles gut.” - “Das sagst du immer.”- “Nur, wenn ich es auch so meine.” - "Wirklich?" - ”Nun ja, einmal abgesehen davon, dass wir uns über die Sache mit der unbefleckten Empfängnis nochmal unterhalten müssen, bin ich ganz froh, dass du so schlagfertig bist.” - “Ach?” - “Ja, denn andernfalls würdest du jetzt allein hier liegen." - "Warum allein?” - “Weil ich inzwischen unter Garantie im Kerker meiner Großeltern einsitzen würde.” - “Ihr habt ‘nen Kerker?” - “Mit Streckbank und Daumenschrauben.” - “Cool.” - ”Nein, eher nicht.” - “Die sind … echt?" - “Ja.” Da ich nicht ausmachen konnte, ob in seinem langgezogenen "uhh", Begeisterung oder Entsetzen überwog, ließ ich es unkommentiert.

    “Teddy?” - "Hmm?" - “Warum wärst du dort, während ich mir hier die Augen aus dem Kopf heule?" Ich nahm einen tiefen Atemzug und brachte doch nur einen Vorwurf heraus: “Du hast mir einen Riesenschrecken eingejagt vorhin.” - “Teddy, ich war…” - “Aufgewühlt und völlig durcheinander.” - “Ja.” - "Verständlich.” - “Tut mir leid.” - “Muss es nicht.” - "Doch." - “Wollen wir uns darüber streiten?” - “Nein, lieber nicht.” - “Okay.”

    “Teddy?” - "Alles gut.” - “Eigentlich wollt ich fragen, warum du abhauen wolltest.” - “Oh, okay.” - “Ted?” - "Wenn du nachher halbwegs fit sein willst, sollten wir jetzt schlafen.” - “Die paar Stunden reißen es auch nicht mehr raus.” - ”Draco?” - "Hase." - ”Würdest du mir eine Gefallen erweisen?” - “Die Klappe halten und einpennen?” - “Nein.” - “Okay.” - “Okay?” - “Ja.” - “Einfach so?” - “Ja.” - “Normalerweise sagst du: wenn ich kann, oder kommt drauf an, oder…” - “Spucks aus und betrachte es als erledigt..” - “Ohne Einschränkung?” - “Ja.” - "Warum?" - ”Weil du mich noch nie um etwas gebeten hast, das ich nicht erfüllen konnte.” - "Das ändert sich vielleicht gleich.” - “Das Risiko geh ich ein.” - “Hmm…”

    “Hase?” - “Moment, ich geh grad ungeahnte Möglichkeiten durch.” - “Magst du deine Öhrchen?” - “Eigentlich schon.” - “Dann komm zur Sache, bevor ich sie dir abfackel!” - ”Okay, dann versprich mir bitte, dass du morgen nichts überstürzt.” - “Okay.” - “Du hast noch andere Möglichkeiten.” - “Zum Beispiel?" - “Du könntest zuhause weiterstudieren." - “Zuhause?” - “Bei deinen Eltern.” - “Cool!” Dem Tonfall zu urteilen, nicht. Was leider bedeutete, dass ich diesmal nicht so glimpflich davonkam. “Herr im … shit!” - “Ich hol dir ‘nen Kühlpack”, sprachs und kegelte Sunny aus dem Schlaf. Die sich, statt mich zu trösten, lauthals bei mir beschwerte.

    “Nimm die Hand runter.” - “Grundgü…AU!” - “Gebrochen ist sie nicht.” - “Dann hau doch nochmal drauf!" - “Halt still!” - “Du tust mir weh.” - “Dann halts halt selber fest.” - “Die ist grün und blau morgen.“ - “Ist sie nicht.” - "Sagt der Herr, der glimpflich davonkam." - “Auf die Nase, Hase.” - “Sehr wit…au!” - "Drauf.hal.ten!" - “Weißt du, wie weh das tut?” - “Dank deiner erstklassigen Performance, ja!”

    "Bist du eingeschlafen oder schmollst du noch?” - “Finger weg.” - "Ich will nur gucken.” - “Geguckt wird mit den Augen ..” - “Nicht mit den Händen, schon klar.” - “Und?” - “Sieht gut aus.” - “Holst du mir ein neues?” - “Nein, ich hab was besseres.” - “Auf einmal?” - ”Ja, speziell für …” - “Jammerlappen?” - ”Hasenbabys!”

    “Ist da ein Hund drauf?” - "Das ist ‘ne Katze.” - “Ein Tiger ist das!” - "Tiger sind… Lass.los!” - "Nein, gegen die bin ich allergisch!” - “Gegen den nicht.” - “Doch, ich krieg… geh runter von mir!” - "Gib das Ding her!” - “Jou!” - ”Augen zu und nicht bewegen.” - “Nicht bevor…” - “Hase?” - “Nope!” - “Was wird das?” - “Lass.mich.in.Ruh’!” - “Ich tu dir doch gar nichts." - “Doch, geh weg!” - “Wenn du so weitermachst, steht sie dir gleich nach innen.” - "Ist mir völ… Hör.auf.zu.lachen!” - "Dann.halt.still!"

    “Gehts vielleicht noch ein bisschen rabiater?” - “Hör auf zu schielen.” - “Was ist das?" - “Dein Karma!” - “Als wär ich nicht schon genug gestraft.” - “Wer will mich in die Wüste schicken?” - “Ich…“ - “Hör auf zu knibbeln.” - “Jou..” - “Hase, ich habs nicht drauf gepappt, damit du es wieder runter fummelst.” - "Würdest du mir, bitte, für zwei Minuten zuhören?” - “Nur wenn du mit mir Händchen hältst.” - “Von mir aus." - “Beide Pfoten!” - “Gut jetzt?” - “Ja.”

    “Ich habe nicht vor, dich in die Wüste zu schicken.” - “Ach, nein?” - “Nein, ich bin eigentlich davon ausgegangen, du würdest mich mitnehmen.” - “Du willst … mit?” - “An den Ort, an dem du -eventuell- weiter studierst? Natürlich, was dachtest du denn?” - “Das du mich loswerden willst.” - “Jou, das Letzte, was ich will, ist dich zu verlie ‘ummmm’ (halb erstickter Schmerzlaut, gefolgt von einem gepressten) honey….” [Weil ich mich spontan auf ihn gestürzt und zurück ins Kissen katapultiert habe.] “(Etwas in seiner Muttersprache, dass er- partout nicht- wiederholen will.)” - “Alles … gut, hun … ich … bleib … genau … so … ja …. holy…” [...]

    “Teddy?” - “Ja?” - "Ich… ich glaube, das war…” - “Keine unserer besten Ideen.” - “Ja, hat irgendwie so … gar nicht geklappt.” - “Wohl wahr.” - “Hmm...” - “Johann hat früher immer gesagt: Es ist nur ein Fehler, wenn wir nichts daraus lernen." - “Dann… reden wir… jetzt?" - “Ja?” - Okay.” - “Ich dachte schon, du fragst nie.” - “Du hättest ja auch mal den Anfang machen können.” - ”Jou…” - Hase.” [...]


    * Linus Van Pelt, eine fiktive Figur in Charles M. Schulz‘ Comic „Peanuts“.
    Geändert von Laska (03.04.2025 um 13:04 Uhr)
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  5. #315
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    Wer nun annimmt, wir hätten die Nacht streitend durchgemacht, der irrt.

    Denn nachdem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, schlief Jou ruckzuck ein. Ich hingegen lag bis zum Morgengrauen wach. Wann ich eingeschlafen bin, vermag ich nicht zu sagen, doch als ich die Augen wieder aufschlug, stand die Sonne bereits hoch am Himmel.

    Jou war längst aus dem Haus, hatte mir jedoch eine Nachricht auf dem Esstisch hinterlassen. Die besagte, er habe den Zeitpunkt meiner Präsentation auf den späten Nachmittag verschoben, da weder mein Handy noch er mich wach bekommen hätten. Ich muss gestehen, ohne sein umsichtiges Handeln wären mir wertvolle Punkte entgangen, denn ich habe nicht einen Gedanken an diesen so wichtigen Termin verschwendet.

    Mir blieb gerade noch genug Zeit, um unter die Dusche zu springen. Wie von ihm angekündigt, fiel das Kühlpflaster, welches er auf meine Nase gepappt hat, tatsächlich von alleine ab. Obwohl bei Berührung noch etwas empfindlich, war sie weder geschwollen, noch grün und blau. Immerhin ein Lichtblick.

    Weniger erfreulich war, dass wir erst am Abend wieder aufeinander trafen. Da ich herzlich wenig mit mir anzufangen wusste, saß ich vor dem Telly, als Jou vom Training kam.

    Er setzte sich zu mir und erkundigte sich als erstes, wie die Präsentation verlaufen wäre. Ich gestand, ich hätte mich zwar nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, wäre jedoch froh, Dank ihm wenigstens ein paar Punkte ergattert zu haben.

    Sein Tag war, ungleich anstrengender, doch durchaus vielversprechender verlaufen.



    Direkt danach wollte er wissen, ob ich schon mit Eve gesprochen hätte. Ich verneinte, mit dem Hinweis ‘es’ fühle sich noch zu unwirklich an. Er erwiderte: “Du ahnst nicht, wie schnell es real wird, wenn du es jemandem erzählst.”

    Die Aussage konnte ich zwar nachvollziehen, doch als ich sie darüber hinaus unkommentiert ließ, versuchte er an mein Handy zu kommen. Was ich zunächst abwehren konnte, dann jedoch klein beigeben musste.



    Nun ja, was soll ich sagen, außer: es war kein sonderlich erquickliches Gespräch.



    Jedenfalls für einen von uns, denn Jou fand es über weite Strecken durchaus erhellend. Was daran lag, dass er die Konversation, die Eve mit dem Rest der Familie führte, eins zu eins mitkam.

    Geschuldet der Tatsache, dass sie sich zum Zeitpunkt meines Anrufs in der Badewanne befand. Diese jedoch recht zügig verließ, um sich höchstwahrscheinlich halbnackt und tropfnass über das Treppengeländer zu hängen. Weshalb alle am Gespräch Beteiligten über zwei Etagen brüllen mussten, um sich zu verständigen.

    Ich hätte nicht vermutet, dass ich es einmal bedauern würde, dass wir uns im Zeitalter der Handys von den Gegensprechanlagen verabschiedeten, die in den Siebzigern die alten Klingelzüge und Glocken ersetzen, doch so war es.



    Kaum war das ‘Gespräch’ beendet, wunderte Jou sich darüber, dass wir ‘überhaupt mal was geregelt bekommen’.



    Doch bevor wir uns darüber in die Haare kriegen konnten, ob es daran liegt, dass sie mir nicht zuhört, oder weil mir nicht mehr dazu einfällt, als ständig ihren Namen zu wiederholen, wenn sie mich ignoriert, summte mein Handy.



    Der Anrufer war Alan, der sich deutlich amüsiert erkundigte, ob an Eves haarsträubender Geschichte etwas Wahres dran sei. Ich bestätigte es ihm und, da gleichzeitig Sammy etliche Male versuchte, mich zu erreichen, bat ich ihn, mir das Gespräch mit ihr abzunehmen, was er selbstverständlich versprach.



    Obwohl dieses Telefonat deutlich zivilisierter verlief, überraschte es Jou ebenfalls. Warum mag ich im Moment nicht weiter ausführen.



    Die Tatsache, dass Alan und Sammy so schnell Wind von meiner neuesten Eskapade bekamen, ist wenig verwunderlich.

    Bereitete Jou, nachdem er den Gruppenchat gelesen hatte, jedoch Sorgen. Da auch ich nicht ausschließen konnte, dass Eve einmal mehr impulsiv handeln und den Chatverlauf posten könnte, beschlossen wir umgehend das Passwort für meinen Blog zu ändern.

    Viel mehr Zeit als dazu blieb uns Dank Richards Fahrstil auch nicht. Denn nur wenige Minuten später erklang sein Jingle auf meinem Handy. Er muss ihn abgesetzt haben, nachdem Eve ausgestiegen ist. Ungewöhnlich zwar, doch durchaus verständlich, weshalb ich es ihm unter den gegebenen Umständen nicht übel nehme.

    Zwei Minuten mehr hätten so oder so nicht ausgereicht, um mich auf den Wirbelsturm vorzubereiten, der sich im Anmarsch befand.

    Geändert von Laska (05.07.2025 um 15:10 Uhr) Grund: Im ersten Satz fehlte das Wörtchen 'streitend' ...
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    It's about learning to dance in the rain.

    -Vivian Greene-

  6. #316
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  7. #317
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    Aber vielleicht, um auf den Gedanken zu kommen unsere Tür zu verriegeln, denn unser Schnapper ist aus Gründen der Bequemlichkeit stets entriegelt, wenn einer von uns zuhause ist.

    Eve ist dies bekannt. Verzichtete jedoch aufs Anklopfen und stürmte ungehindert herein - worüber ich im Nachhinein dankbar bin, denn andernfalls hätte sie sich wahrscheinlich ebenfalls die Nase lädiert.

    Nun, gut. Ich stand auf, als die Tür aufschwang und trat ihr entgegen. Die Entrüstung über meine Anwesenheit war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben: "Du bist ja immer noch hier!" Worauf ich -relativ gelassen- erwiderte: "Ich wohne hier." Womit ich ihr etwas Wind aus den Segeln nahm, denn ihr: "Ich bring dich um, Ted", klang vergleichsweise harmlos.



    Von Johann, der kurz nach ihr eingetreten war, bekam ich dennoch einen mahnenden Blick zugeworfen. Und der, weiß der Himmel warum, brachte nun auch mich auf die Palme: "Dafür, dass du mir nicht zuhörst, Eve?" - "Du sagst ja nichts!" - "Weil du mich nie aussprechen lässt!" Eve hielt die Luft an, zitternd vor Wut.

    Dass das Ganze nicht vollends aus dem Ruder lief, haben wir zur Abwechslung jedoch nicht Johann, sondern Jou zu verdanken: "Ich liebe ein gutes Familiendrama, aber den Schlussakt, hebt ihr euch besser für später auf."



    Ein Teil meiner Wut verpuffte. Eve schnappte nach Luft. Und er lieferte, wie es für ihn typisch ist, gleich noch eine Erklärung hinterher: "Denn ich hab’ absolut keinen Bock darauf, dass hier gleich Pinsel und Farbtuben durch die Gegend fliegen."

    Johann schmunzelte. Ich konnte nicht anders, als Jou -einmal mehr- für seine Schlagfertigkeit zu bewundern. Und auch Eve schien für einen Moment aus dem Konzept gebracht. "Du nimmst ihn in Schutz?" Es klang eher verwirrt, denn vorwurfsvoll.



    "Ja, wir… wollen doch nicht, dass... das Kind ohne Vater aufwächst, oder?"

    Sie starrte ihn an, dann mich und ich wusste instinktiv, dass sie denselben Stich verspürte. Wartete förmlich darauf, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. So einen Satz, ich hätte ihn nie über die Lippen gebracht. Aber ich verstand, warum Jou genau diese Worte wählte. Dass er nur eingriff, weil wir sonst in einem Streit geendet hätten, den keiner von uns gewinnen konnte.

    "Blümchen", flüsterte ich und streckte unwillkürlich die Hand nach ihr aus. "Lass mich", entgegnete sie barsch. Ich ließ meinen Arm fallen, wohl wissend, dass sie es nicht leiden konnte, Schwäche zu zeigen. "Vielleicht setzen wir uns erst einmal", schlug Johann ruhig vor. Ich nickte fast automatisch. "Gute Idee", befand Jou. "Miss Everleigh?" Eine Hand hinter ihrem Rücken, den anderen Arm ausgestreckt, als wolle er ihr den Weg weisen.

    Eve rührte sich nicht vom Fleck und erklärte in einem Ton, der erkennen ließ, dass sie sich wieder halbwegs im Griff hatte: "Wie kann er so einen Satz raushauen und ihr dann allen Ernstes erwarten, dass ich gelassen reagiere?"

    Ich spürte, wie meine Schultern sich ein klein wenig senkten - ein stilles Aufatmen. Ihre Worte waren scharf, ja, aber vertraut. Meine Kleine war wieder da. Kratzbürstig, widerspenstig, stolz. Und ich war, gelinde gesagt, erleichtert. Denn selten habe ich mir so sehr gewünscht, genau das wiederzuerkennen.

    "Sorry, sweety", murmelte Jou in perfektem 'Willoughbyisch' und schob mich sanft in Richtung Esstisch. Eve zögerte -unsicher, ob seine Entschuldigung ihr oder mir galt- gab ihren Widerstand jedoch auf und ließ sich auf den Stuhl fallen, den Johann inzwischen für sie auserkoren hatte.



    Meine Aufmerksamkeit galt ihm, denn wenn mich nicht alles täuschte, mischte sich eine gute Portion Überraschung - wenn nicht gar stille Hochachtung - in seine Erleichterung über die Art, wie wir dank Jou diese Klippe umschifft hatten.

    "Kein guter Moment, um jetzt Getränke anzubieten?", fragte Jou mit gespielter Unschuld, nicht mich, sondern Johann. Der antwortete zwar nicht, doch aus Jous Grinsen schloss ich, dass ihm davon abgeraten wurde.



    "Ich habe keine Ahnung, was du mit ihm angestellt hast", richtete Eve sich an mich. "Aber das ist nicht normal." Obwohl sie die letzten Worte einzeln betonte, klang es halbwegs manierlich und es schien, als hätte sie sich wieder im Griff. Da jedoch mein Groll gerade fröhlich in mir aufloderte -weil sie es einfach nicht lassen konnte- beschränkte ich mich darauf, nur ihren Blick kühl zu erwidern.



    Jou gab ein undefinierbares Geräusch von sich - irgendwo zwischen Zustimmung und Zweifel. Woraufhin sie sich ihm zuwandte und ich den Blick senkte, um meine Contenance zu wahren.

    Den Augenblick der Stille nutzte ich dazu, mich dafür zu verdammen, dass wir unsere Zeit mit meinem Blog vergeudet hatten, anstatt uns adäquat auf diesen Moment vorzubereiten.

    Jou hingegen holte einmal tief Luft -und ich nehme stark an, er hat sie direkt angeschaut, denn das tut er in solchen Momenten immer- bevor er sagte: "Eve, ich bin…" - "Ihr auf keinen Fall Rechenschaft schuldig", fiel ich ihm unvermittelt ins Wort.



    Womit ich ausnahmsweise mal nicht seinen Unmut auf mich zog, denn er erwiderte, zwar freundlich, doch bestimmt: "Überlass das bitte mir." Stur wie ich bin -oder besser gesagt: Genervt wie ich war- schüttelte ich unwillig den Kopf.

    "Ich mach’ das nicht zum ersten Mal." Das war mir zwar klar, änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich unter diesen Umständen ein erhebliches Problem damit hatte. "Ich werde nicht zulassen, dass sie …"



    "Teddy." Mag sein, dass ich tatsächlich die Augen verdrehte, als er mich unterbrach. Nicht aus Arroganz, sondern weil sich alles in mir sträubte. Weil ich das Gefühl hatte, gegen eine Wand zu reden. Wieder mal. Und ich war, gelinde gesagt, kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.

    "Jou …", begann ich erneut - beileibe nicht so cool, wie ich das gern gehabt hätte. Doch er hätte mich so oder so nicht ausreden lassen. "Es ist nicht Eve, die mich dazu zwingt." Schon klar.



    Aber sah er denn nicht, wie sehr es mir gegen den Strich ging, dass er sich verbog, um irgendwelche bescheuerten Erwartungen zu erfüllen, auf die niemand ein Anrecht besaß? Vor allem nicht: meine kleine Schwester! Herr im Himmel! Am liebsten wäre ich aufgesprungen, um zur Abwechslung selbst mal einen bühnenreifen Abgang hinzulegen. Und wie er mich ansah! Mit diesem Blick, dem ich absolut nichts entgegenzusetzen habe.

    "Okay?", fragte er. Sanft, fast bittend. Nein. Nein, es war nicht okay. Nichts von dem war okay. Ich holte Luft und brachte keinen Ton heraus. Weil ich wusste -weil ich fürchtete-, dass, wenn ich jetzt den Mund aufmache, mehr herauskäme als nur das. Mehr, als uns gut täte. Dinge, die er nicht zu verantworten hatte. Also schwieg ich. Und Jou? Jou hielt mein Schweigen für ein Einverständnis.

    Atmete einmal tief durch, dann sagte er mit fester Stimme: "Ich bekomme das Kind." - "Ist heute das japanische Äquivalent zum April Fools Day?"

    Noch ehe ich auf Eves schnippische Frage reagieren konnte, landete Jous Hand auf meiner und seine Finger verflochten sich mit meinen. Ich fühlte seine Anspannung, das leichte Zittern, das durch seinen Körper lief und fasste etwas fester zu, damit er fühlte, ich war da, für ihn. Er verneinte. Ruhig und gefasst.

    "Dann ist es wohl doch ansteckend." - "Oh, for God’s sake!" Würde ich jemals lernen, mich besser im Griff zu haben? Ihr zuliebe? Ihm zuliebe? Uns allen zuliebe? Johann gab einen überraschten Laut von sich - was, btw, äußerst selten vorkommt. Jous Daumen streichelte beruhigend meinen Handrücken, dann hakte er nach: "Ansteckend?"



    Obwohl ich einmal mehr frustriert war über ihre forsche Art, hatte ich Mühe ein Grinsen zu unterdrücken, da ich ahnte was kommen würde. Und so war es dann auch, denn sie erklärte ihm, ohne zu zögern: "Großvater ist überzeugt, Teddy hat es von ihm. Und er wird begeistert sein, dass du nun auch noch bi bist."

    Johann fand seine Sprache wieder. Für ein ungehaltenes: "Miss Eveleigh, bitte." Jou schmunzelte, dem Klang seiner Stimme nach: "Tja, da ... wird er wohl die nächste Enttäuschung erleben, denn ich bin trans." - "Du bist ...", setzte Eve an, bevor es ihr schlichtweg die Sprache verschlug.

    "Transgender. Frau zu Mann, um genau zu sein", erklärte er gewohnt penibel, doch mit bewundernswerter Gelassenheit.



    "Hast du das gewusst?" Da sie damit nur mich damit meinen konnte, erwiderte ich, geistig schon wieder meilenweit vom Geschehen entfernt: "Ich bin genauso überrascht wie du." Ich spürte mehr, als dass ich es bewusst wahrnahm, dass nun alle Augen auf mir ruhten und biss mir auf die Lippe, um nicht noch mehr Unsinn zu verzapfen.

    Johann seufzte und murmelte gedankenverloren: "Man muss sie einfach lieben." Eine Aussage, die Jou ihm hörbar amüsiert, bestätigte: "Oh, absolut." - "Ich habe tausend Fragen an dich", stellte Eve fest. "Die ich dir gern beantworte", erwiderte Jou. "Obwohl ein Abend dafür bestimmt nicht ausreicht."

    Eine Antwort, die Eves Ungeduld auf den nächsten Level hob: "Seit wann?" - "Schon immer", gewohnt schnell, gewohnt trocken. "Sorry, ich meinte…" - "Ich weiß was du meinst", unterbrach Jou sie und gab ihr sofort die passende Antwort: "Meine Eltern sagen, ich habe einen Mords-Aufstand veranstaltet, als wir meine erste Schuluniform kaufen wollten."

    Erstaunlich, wie fix sie umschalten konnte: "Weil du keinen Rock wolltest?" - "Richtig." - "Dann warst du..." - "Grad sechs, unser Schuljahr beginnt am 1. April." - "So früh", murmelte Eve erstaunt. Ich vermute, Jou war sich nicht sicher, ob sie sich auf das Datum -er wusste von mir, das unser Schuljahr im September beginnt- oder sein Alter bezog, denn er schob noch hinterher: "Im Kindergarten, war mir das angeblich noch völlig egal."



    Selbst jetzt, im Nachhinein, staune ich noch darüber, wie entspannt Jou mit der Situation umging. Sogar meine Hand hatte er längst wieder losgelassen. Dabei sucht er in vergleichbaren Momenten sonst immer meine Nähe. Nun ja, an sich ein gutes Zeichen, nicht wahr?

    Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mit allem gerechnet: im schlimmsten Fall mit einer Panikattacke. Im besten mit einem ironischen Spruch, gefolgt von einem abrupten Abgang Richtung Haustür. Doch Jou wirkte fast so, als hätte er Spaß an der ganzen Sache. Als befänden wir uns in einem Film, dessen Handlung ihm längst bekannt war. Ein Teil von mir wartete förmlich darauf, dass er Johann bat, Popcorn und Getränke zu servieren.



    Nun, wie auch immer, meine Sorge um ihn flaute etwas ab. Mein Ärger auf Eve hingegen, die dieses Outing durch ihre vorschnelle Art provoziert und Jou dadurch in diese Situation gebracht hatte, wuchs ins Unermessliche. Was nicht heißen soll, dass wir es auf ewig vor ihr geheim gehalten hätten - aber ich wusste, es wäre ihm lieber gewesen, noch ein wenig zu warten, bevor er sich meiner Familie gegenüber öffnete.

    Unweigerlich erinnerte ich mich an den Abend, an dem er sich mir gegenüber erklärte. Im Gegensatz zu gestern, war er damals fürchterlich nervös. Was hauptsächlich daran lag, dass er es mir so spät sagte. Nach unserem ersten Kuss.



    Ich muss gestehen, der Zeitpunkt hat mir herzlich wenig ausgemacht. Er verflucht sich jedoch heute noch dafür, denn seiner Meinung nach war es ein absolutes No-Go . Nun gut, Schnee von gestern würde Eve wohl jetzt sagen.

    Wo wir grad beim Thema sind: Im Gegensatz zu meinem war Eves Verstand hellwach. "Soll das heißen, dass…?" Sie ließ den Satz in der Luft hängen. "...ich das Kind austrage?", half Jou ihr aus der Patsche. Um es direkt zu bestätigen: "Ja." Eve war zu verblüfft, um darauf zu reagieren.

    Zu meiner Linken erklang ein nachdenkliches: "Das bedeutet…" Johann brach ab und entschuldigte sich, da es ihm nicht zustünde, sich in das Gespräch einzumischen. Jou sah das völlig anders, darüber hinaus ahnte er auch noch, was Johann sagen wollte - obwohl er sicherlich andere Worte gefunden hätte: "Dass sich ein Teil meines Körpers noch in der Beta-Version befindet."

    Ein überraschtes: "Noch?", von Eve, ließ ihn auflachen. "Wenn es anders wäre, säßen wir jetzt hier." Er schien tatsächlich so, als würde er sich köstlich amüsieren.



    "Ich wusste nicht, dass das möglich ist", murmelte sie. "Mich hat’s auch kalt erwischt." Jou behauptet, wir hätten es wie aus einem Mund gesagt. Ich weiß nur, dass ich mich sofort daran erinnerte, wie er mir im Urlaub - als die Frage nach eigenen Kindern aufkam - entgegen schleuderte: "Die Frage stellt sich mir nicht!"

    Jou erzählte ihnen - wie zuvor mir -, ihm sei damals gesagt worden, durch die Hormontherapie werde er unfruchtbar und selbst wenn er sie abbrechen würde, sei eine spätere Empfängnis schlicht unmöglich. Was vielleicht erklärt, warum ich reagierte, wie ich reagierte. Unser neuer Hausarzt wusste es besser. Ihm war recht schnell klar, worauf Jous Symptome zurückzuführen waren. Obwohl er es eher scherzhaft verpackte. Frei nach dem Motto: Wenn ich es nicht besser wüsste, dann... Nun, wie auch immer.

    "Ihr habt es nicht geplant?" – "Oh, absolut nicht", schoss es aus Jou heraus.

    Obwohl es deutlich lockerer klang als neulich im Urlaub, erschien sofort die nächste Szene vor meinem geistigen Auge. Wie sehr er sich beherrschen musste, als ich scherzhaft vorschlug, Adoption sei doch eine gute Alternative. "Mit Sicherheit nicht, in absehbarer Zeit!", waren seine Worte. Und nun, nur wenige Wochen später, sitzt er neben mir und plaudert mit Eve, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.



    Seine Eltern haben ihm damals die Hölle heiß gemacht, da er sich standhaft weigerte, Eizellen einfrieren zu lassen. Nicht, weil die entsprechende Behandlung seine Transition hinausgezögert hätte, sondern weil er stocksauer war, dass ihm diese Frage überhaupt gestellt wurde. Johann konnte dies ohne weiteres nachvollziehen, Eve eher weniger. Jedenfalls schließe ich das aus Jous Worten: "Ich bin ein Mann, ich bin schwul, die Frage stellte sich mir einfach nicht."

    Es fühlte sich an, als würde mein Körper einen Teil seiner frisch hoch kochenden Emotionen absorbieren. Sonderlich viel habe ich von den Reaktionen darauf jedenfalls nicht mehr mitbekommen.



    Ich weiß allerdings, dass Jou den beiden deutlich emotionsloser berichtete, er sei nur wegen der nächsten OPs gekommen. Weil die Klinik in San Mychuno einen hervorragenden Ruf hat und weil die erste so gut verlaufen war. Dass er wieder bei Moira wohnen konnte, die bereits seit drei Jahren in Oasis lebt, war ein willkommener Zufall und eine große Beruhigung für seine Eltern.

    Während er sprach, wanderten meine Gedanken weiter. Nicht, weil mir das alles bekannt war, sondern weil ich daran denken musste, wie er aus genau diesem Grund abwarten wollte, bevor wir uns körperlich näherkommen. Ich lass das mal so stehen, denn ich gehe davon aus, dass jeder sich denken kann, was ich ausdrücken möchte. Dass er seine Meinung dazu später änderte, dürfte ebenfalls hinlänglich bekannt sein. Immerhin war das der Auslöser für unseren ersten großen Streit. Ausgerechnet im Urlaub!

    Obwohl ich mich -weiß Gott- nicht immer korrekt verhalten habe, so habe ich ihn diesbezüglich doch nicht über Gebühr bedrängt. Obwohl mein ‘ständiges Genöle’ sicherlich recht nervig war. Was mir ebenfalls erst im Urlaub bewusst wurde, war, dass ich ihn in unserer zweiten gemeinsamen Nacht ‘auf den Geschmack gebracht habe’, wie er es Eve gegenüber auszudrücken beliebte. Ich wage zu behaupten: Bis vorgestern hat er es nicht bereut.

    Nun gut, wie auch immer. Mein Kopf ruckte hoch, als Jou -in einem Ton, als würde er eine weitere lustige Episode zum Besten geben- offenbarte: Er habe eine der Vorbesprechungen verpasst, weil er, statt zu seinem Termin zu gehen, lieber mir in dieses Bekleidungsgeschäft folgte.

    "Du hast was?" - "Teddy…" - "Dich lieber über mich lustig gemacht, als dorthin zu gehen?"



    "Na ja, ja." Man mag es kaum glauben, doch er grinste mich tatsächlich an! Etwas anderes als ihn fassungslos anzustarren war schlicht unmöglich, denn mir fehlten die Worte, um auszudrücken, was für ein Unding das war!

    "Die Chance konnte ich mir unmöglich entgehen lassen." - "Bitte?"- "Ich hatte Angst, du würdest wieder über Nacht verschwinden, genau wie damals!" - "Jou…" - "Wir hätten uns vielleicht nie wieder gesehen", gab er mir etwas ruhiger zu bedenken. - "Natürlich hätten wir!"- "Ach ja?" - "So groß ist Oasis nun auch wieder nicht, als dass wir uns nicht zwangsläufig irgendwann über die Füße gelaufen wären!" - "Du warst wie ein Phantom, Teddy, mal hier, mal da! Ich hab mir die Hacken krumm gelaufen und dich ständig verpasst." - "Entschuldige bitte, dass ich eine Scheißzeit durchgemacht habe!" - "Sobald du zurücknimmst, dass ich für popelige Hot Dogs zu lange brauchte, weil dir die ewigen Hamburger zum Hals raushingen!"

    Eve unterbrach unser folgendes Blickduell durch ein Kleinlautes: "Bitte hört auf zu streiten." - "Wir streiten nicht!", blafften wir sie gleichzeitig an. "Hauptsache, ihr seid euch einig!" Johann reagierte umgehend und gewohnt nachsichtig: "Sie raufen sich zusammen."



    "Etwas, das ihr zwei auch mal versuchen solltet", fügte Jou hinzu. Eve verdrehte prompt die Augen, und auch ich schnaubte unwillig durch die Nase. "Gestaltet sich eher schwierig", warf Johann halb amüsiert, halb geknickt ein. "Wenn einer nicht zuhört und dem anderen die Worte fehlen?", hakte Jou nach. Ich nehme an, Johann hat ihn angesehen, wie ein Elternteil ein naseweises Kind, denn Jou gestand freimütig: "Wir üben noch." Vor allem am Ton, fügte ich in Gedanken hinzu.

    Eine klare Anspielung auf den Tipp, den er uns gab, als wir nach der Trennung einen zweiten Anlauf wagten: Wenn sich dieselben Fehler nicht wiederholen sollen, sind Gespräche das A und O, hatte Johann damals betont. Ehrlich, vorurteilsfrei und ohne sich gegenseitig alte Rechnungen aufzutischen. Auch daran, sollten wir noch üben.

    Ich wusste, er sprach aus eigener Erfahrung. Er und George haben sich mehrmals getrennt, sind jetzt jedoch seit gut 20 Jahren zusammen. "Sie sind auf dem richtigen Weg", versicherte Johann ihm wohlwollend. Jou schenkte ihm ein Lächeln, dann wandte er sich wieder zu mir zu.

    "Wo du grad eh sauer auf mich bist, Hase, kann ich ja ruhig noch zugeben, dass ich meinen Ersatztermin hatte, als du unbedingt rosa Möbel kaufen wolltest." Ich starrte ihn an, als hätte er völlig den Verstand verloren.

    "Erinnerst du dich an den Abend, als du bei mir warst und wir uns eigentlich schon wieder vertragen hatten - du es dir dann aber doch wieder anders überlegt hast?” Und wie ich mich daran erinnerte!

    "Da haben sie angerufen, um mir mitzuteilen, sie würden die OPs verschieben." - "Bitte?" Kein Wunder, dass ihm damals alles zu viel wurde...



    "Ein dreifaches 'what the heck?' hätt’ ich zwar passender gefunden", meinte das seltsame Wesen zu meiner Rechten. "Aber man kann ja nicht alles haben." Nur um dann noch leise hinterherzuschieben: "Ach, wem sag ich das." - "Du bist…" Ich würde gern behaupten, das kam von mir, aber in meinem Kopf herrschte gähnende Leere.

    "Jemand, der gern im Mittelpunkt steht, also wenn du noch mehr Fragen hast, nur raus damit", antwortete Jou meiner Schwester. Die prompt ihre Sprache wiederfand. Das wenige, das zu mir durchdrang, trug nicht gerade zur Ordnung - geschweige denn Klarheit - meiner Gedanken bei. Mein Körper hingegen - so würde Eve es vermutlich ausdrücken - war offenbar auch ohne meine aktive Beteiligung zu passenden Blicken fähig.

    Denn als sie zu ihm sagte: "Eigentlich wollte ich vorhin fragen, wie weit du bist?" Antwortete Jou: "Oh, sorry, Eve, ich ähm… in der zehnten Woche, ungefähr." Weiter bis: "Das kann man doch genau ausrech…", kam sie - angeblich wegen mir - jedenfalls nicht. Jou schien das entweder nicht aufzufallen oder es störte ihn nicht, denn er ergänzte lässig: "Also, wenn’s danach geht, bin ich … ungefähr im sechsten Jahr."

    Eve erwischte einen dieser Momente, in denen sie richtig verlegen wird. Ich erwähne es nur, weil es wirklich äußerst selten vorkommt. Was allerdings nicht bedeutet, dass es ihr - zu meinem außerordentlichen Leidwesen - vollends die Sprache verschlug. Denn auf Jous verschmitzte Frage: "Neidisch?" erwiderte sie umgehend: "Da kannst du Gift drauf nehmen!"

    Jou lachte hell auf. Eve murmelte: "Wenn ich das Sammy erzähle, flippt sie aus." Ich nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass Johann - wie ich - zustimmend nickte. Denn die arme Maus leidet jedes Mal fürchterlich unter ihrer Periode.



    Jou gab allerdings ein gedehntes: "Jaa", von sich. Das macht er nur, wenn er kurz überlegen muss, weshalb ich intuitiv eingriff: "Das wirst du nicht, Eve." - "Warum nicht?" Zeitgleich mit ihrer Frage fischte Johann meinen ausgestreckten Zeigefinger aus der Luft. Ein Reflex, vermutlich, denn diese Geste konnte er noch nie leiden.

    Es fühlte sich so vertraut an, dass ich es kaum bewusst wahrnahm. Eve quittierte es jedoch mit einem Grinsen, fällt mir grad ein, weil es nach Jahren endlich mal wieder mich erwischte. Nun, wie dem auch sei: Jou hatte inzwischen eine passende Antwort parat. "Weil ich möchte, dass meine Eltern es von mir erfahren. Persönlich. Und deswegen haben wir sie vorhin in dem Glauben gelassen, dass du mit deiner Vermutung ins Schwarze getroffen hast." Eve riss die Augen auf.

    Dann ging sie mich an: "Du hast sie angelogen?!?" - "Er hat mit Alan gesprochen", warf Jou ein. Wahrscheinlich um vorsorglich Öl auf die Wogen zu kippen. Vergebliche Liebesmüh, oder, wie Eve es ausdrücken würde: Er lernt es einfach nicht!

    "Mit Alan?" - "Ja", erwiderte ich. "Warum?" - "Weil er angerufen hat und wissen wollte, ob es stimmt!" - "Und?" - "Ich habe es ihm bestätigt und ihn gebeten, es Sammy zu sagen." - "Du hast was?" - "Sie hat sieben mal angerufen!" - "Du hast komplett den Verstand verloren", so entgeistert erlebt man sie selten.

    "Eve…" - "Ted!" - "Halt die Luft an und: Hör.mir.zu!" - "Nein!" - "Herr im Himmel!" - "Du lügst unsere besten Freunde an?!?" - "Mir blieb ja nichts anderes übrig!" Sie schnappte nach Luft, eine gute Gelegenheit, um den Spieß umzudrehen: "Weil du ihnen erzählt hast, ich hätte irgendein Mädel geschwängert!" Was nicht ganz richtig war, doch solche Feinheiten haben uns noch nie gestört. "Teddy..."

    Ich würde es nicht beschwören, aber es sah ganz so aus, als würde ein Fünkchen Erkenntnis in ihren Augen aufflammen. Was leider nicht bedeutete, dass sie klein bei gab: "Was hätte ich denn anderes glauben sollen?" - "Eve…" - "Warum hast du nicht gesagt, dass es Jou ist?" - "Ich?" - "Wer sonst?" - "Eve", sie verdrehte die Augen und verzog genervt den Mund.

    Wofür ich wohl dankbar sein sollte, denn es verschaffte mir die Möglichkeit, meinen Satz zu beenden: "Es ist nicht an mir, ihn zu outen!" - "Oh, die alte Geschichte wieder?" Ein leises: "Miss Everleigh", war ebenso wenig erfolgreich, wie Jous Einwurf vorhin. "Ich war elf." - "Habe ich dir das jemals vorgeworfen?" - "Nein, du nicht", kam es zurück - längst nicht so patzig, wie man vermutet hätte.

    Was leider nicht bedeutete, dass ich mich im Griff hatte: "Lass.Jou.Da.Raus!" Diesmal ließ Johann meinen Finger nicht los, sondern legte sanft seine Hand über meine und zog sie zu sich in den Schoß.



    Diese kleine Geste voller Vertrautheit, die unerwartete Nähe überraschte mich. Ich ließ sie zwar zu, doch sie war -inzwischen- zu ungewöhnlich, um einfach wegzuschauen, sodass Eve und ich gleichermaßen aus dem Konzept gebracht wurden.

    "Sie werden es verstehen." Johann schien aus seinen Gedanken zu sprechen. "Und vermuten, es war ein Loyalitätstest." Den hatten wir in der Tat lange nicht mehr. "Für Sammy und Alan würde ich durchs Feuer gehen!" - "Ich auch, Eve, aber…", ich sah sie an, in der Hoffnung, sie käme alleine drauf. Hätte vielleicht klappen können, wäre sie weniger entsetzt gewesen.

    "Miss Rose", warf Johann ein. "Könnte eine Schwachstelle sein." Nett ausgedrückt. "Rosie?" - "Eve…" - "Sie ist eine meiner besten Freundinnen, Ted!" - "Und Jonahs Cousine, schon vergessen?" - "Nein", nicht viel mehr als ein Hauch, als ihr aufging, worauf ich anspielte. Ich riss mich zusammen und brachte einigermaßen beherrscht heraus: "Es so zu erfahren, wäre für Großvater ein gefundenes Fressen, Eve. Ich mag nicht mal daran denken, was für einen Wirbel es auslösen würde. Von… von den Konsequenzen, ganz zu schweigen." Sie nickte, ähnlich erschüttert wie ich.



    "Und trotzdem wolltest du gestern sofort zu ihm”, stellte Jou erstaunt fest. "Bitte?”, erneut in doppelter Ausführung. Ich schüttelte jedoch den Kopf. Weniger zur Verneinung, als als Aufforderung, das Thema fallen zu lassen.

    "Haben sie wirklich einen Kerker?” Glaubt der Mann an meiner Seite überhaupt ein Wort von dem, was ich von mir gebe?

    "Ja, aber…” Ich sah auf, begegnete Eves fragendem Blick und setzte zu einer Erklärung an: "Ich dachte, er ist schwer krank." Jou ergänzte: "Ich hab mich ziemlich ungeschickt ausgedrückt gestern Abend." Eve stellte erleichtert fest: "Wenigstens das ergibt Sinn.” - "Ach, ja? Wieso?” Wie kann man nur so neugierig sein!

    "Großvater hat exzellente Kontakte”, antwortete ich. "Sie hätten die besten Ärzte bekommen", versicherte Johann ihm. "Und er hat das nötige Kleingeld, um sie zu bezahlen”, schob Eve hinterher. Was ich unwillkürlich mit einem Nicken bestätigte.



    Jou blickte überrascht in die Runde: "Ihr glaubt, das hätt er getan? Für mich?” Das letzte klang ausgesprochen zweifelnd. Wir waren alle der Meinung: "Mit Sicherheit.” Damit hätte es gut sein können, doch Eve nuschelte noch: "Die Frage ist nur, zu welchem Preis.” Johann bewegte seinen Kopf in einer Mischung aus Unentschlossenheit und Zustimmung. Ich biss mir auf die Lippe, als zu meiner Rechten die Frage aufkam: "Preis?” Und starrte hinüber zu Eve, die leider ihren Blick gesenkt hatte.

    Nun, jedenfalls bis zu dem Moment, als Johann ein leises, nachdenkliches: ”Hmm”, von sich gab. "Eine Ehefrau und mindestens zwei männliche Erben." Herr im Himmel! "Kannst du nicht einfach mal den Mund halten?" - "Was hab’ ich dir denn jetzt getan?” Na wenn es zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war, dann aber nach Jous nächster Frage: "Du hättest mich verlassen?” - "Nicht sofort”, viel zu barsch. "Cool.” Eindeutig nicht. "Jou, bitte…”, beinahe flehentlich, doch ohne ihn anzusehen. "Ich habe keine Ahnung, was du jetzt von mir erwartest, Teddy.”



    Ich löste meinen Blick von Eve, die ihre Augen längst wieder niedergeschlagen hatte, starrte jedoch über ihre Schulter ins Leere, da ich nicht in der Verfassung war, Jou sofort anzusehen. "Soll ich mich jetzt vielleicht freuen, oder wie stellst du dir das vor?”

    Ich wage an dieser Stelle mal eine Prophezeiung: Spätestens mit Dreißig werde ich sicherlich ein komplett künstliches Gebiss haben, denn sehr viel länger werden meine Zähne dieses ewige Theater unter Garantie nicht mitmachen.

    "Jou, ich dachte …" - "Ich weiß, was du dachtest, Teddy”, unterbrach er mich. "Ich habe nur arge Schwierigkeiten damit mir vorzustellen, dass ich nach einem potenziell langen Leidensweg endlich geheilt umgehend von dir verlassen werde.” - "Wir hätten eine Möglichkeit gefunden." - "Deine Ehefrau zu betrügen?” Nicht auch noch das Thema, flehte ich in Gedanken.



    "Soweit wäre es sicherlich nicht gekommen.” Ich sah aus den Augenwinkeln, dass Eve zu Johanns Worten zustimmend nickte. "Teddy könnte sich ganz einfach wieder freikaufen.” Ich sah sie an und biss erneut die Zähne zusammen. Keine Ahnung, ob sie die Trauer in meinen Augen schimmern sah, aber sie zwinkerte mir zu und behauptete umgehend: "Wer braucht schon eine Mitgift, wenn…” - "Er einen Schwager wie Jou bekommt?”, führte ich ihren Satz leise zu Ende.

    Eve nickte. Johann pflichtete ihr umgehend bei: "George und ich würden uns auch nicht lumpen lassen.” - "Nadja, Sammy”, Eve wedelte mit der Hand, als wollte sie die trüben Gedanken wie lästige Mücken vertreiben. "Master Alan und Richard”, führte Johann die Liste weiter. "Außerdem lebt Großvater auch nicht ewig.” Ich weiß nicht wie, doch anscheinend brachte ich erneut einen mahnenden Blick zustande. Jedenfalls schließe ich das aus Eves Mienenspiel und dem Umstand, dass Johann wohl eher unbeabsichtigt nickte.

    "Wisst ihr, was das Schlimmste ist?", murmelte Jou in die Stille und lieferte die Antwort gleich selbst, mit deutlich belegter Stimme: "Dass ich grad versuche, das alles witzig zu finden."

    Eve senkte den Blick, blinzelte ein paar Mal, bevor sie mit weit geöffneten Augen durch die Tischplatte ins Leere starrte. Auch ich hatte sofort wieder einen Kloß im Hals.



    Das wir nicht in einem Meer aus Tränen versanken, lang allerdings nicht an Johann, in dessen Hand sich meine Finger erneut geflüchtet hatten, sondern vielmehr an Jou selbst.

    Denn er hob den Kopf und verkündete zwar resigniert, doch mit einer guten Portion Schalk in der Stimme: "Wär ja auch zu schön, wenn ein Coming-out mal von Applaus und Konfettiregen begleitet würde."



    Wodurch er, einmal mehr, in den Genuss der allgemeinen Aufmerksamkeit kam. Er quittierte unsere erstaunten Blicke mit einem breiten Grinsen. Ich begann unwillkürlich zu schmunzeln, denn mir wurde -nach einem kurzen Blickwechsel- bewusst, dass auch ich ihm -nicht zum ersten und bestimmt nicht zum letzten Mal- auf den Leim gegangen war.

    Meine Familie benötigte etwas länger, um das zu erkennen. Nun gut, Ehre, wem Ehre gebührt: Johann fand seine Sprache ruckzuck wieder: "Wenn dies jemals gelingen sollte, dann Ihnen, junger Mann." Jou erwies ihm seinen Dank mittels einer formvollendeten Referenz, die er sich nur von mir abgeschaut haben kann. Was ich ihm, unter Garantie, bis in die nächste Steinzeit vorhalten werde. Und auch, dass er diese höfliche Geste umgehend zunichte machte durch ein spitzbübisches: "Autogramme gibt’s später."

    "Du bist", stammelte Eve. "Unglaublich gut, ich weiß", unterbrach Jou sie. Um direkt danach die Augen zu verdrehen und ein eher schelmisch, statt grummeliges: "Wirklich nicht zu fassen, dass ich nie einen Award bekommen habe", hinterherzuschieben. Eve nickte tatsächlich.



    Ich schüttelte - ob über ihn oder sie, vermag ich nicht zu sagen - innerlich erleichtert den Kopf, bevor ich ihn mit einem abgrundtiefen Seufzen betrübt hängen ließ.

    "Irgendwelche Einwände, Hase?" - "Nein", erwiderte ich ebenso leise. "Dacht’ ich mir." Meine Augen wanderten zu ihm, mein Kopf, mein Oberkörper folgten - wie die Motten dem Licht - und als mir sein Lächeln gewahr wurde, dachte ich nur: Du ahnst nicht, wie sehr ich dich liebe. Sein Lächeln vertiefte sich, und seine Augen schickten ein ‘doch’ zu mir zurück.

    Es wird sicherlich niemanden verwundern, wenn ich schreibe: Ich hatte vollkommen vergessen, dass wir nicht allein waren. Denn ich beugte mich zu ihm, er kam mir entgegen, meine Hand glitt in seinen Nacken, seine Linke wanderte meinen Oberschenkel hinauf - und dann räusperte sich Eve, übertrieben gekünstelt, wofür ich ihr bei Gelegenheit den Hals umdrehen werde.


    ~~~

    Für M.
    Für deinen Mut. Dein Vertrauen. Deine Stärke.
    Für alles, was du warst. Für alles, was du mich gelehrt hast.
    Ohne dich wäre diese Geschichte eine andere.
    In meinem Herzen lebst du weiter.
    Danke.
    A.
    Geändert von Laska (20.06.2025 um 23:20 Uhr)
    Life isn't about waiting for the storm to pass.
    It's about learning to dance in the rain.

    -Vivian Greene-

  8. #318
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    Vielleicht aber auch nicht. Was weniger damit zu tun hätte, dass Jou so lieb war, mich mit einem züchtigen Kuss schnell noch zu trösten, bevor er sich - zwar grinsend, doch mit leicht geröteten Wangen - zurück lehnte und Eve in den Genuss seiner vollen Aufmerksamkeit kommen ließ. Sondern eher daran, dass er ungewöhnlich lange brauchte, um den Sinn ihrer nächsten Frage zu erfassen.

    “Und, wie geht's jetzt weiter?“ - “Weiter?“ Sie nickte. Drei Sekunden später war sie so nett, ihren Bauch zu tätscheln. “Oh“, endlich schien er zu begreifen. Oder doch nicht? “Du meinst, das hier?“ Sein Zeigefinger deutete auf seine Körpermitte. “Ja“, kurz und knapp. “Ich hoffe normal.“ Johann stimmt in mein: "Ich auch" ein. “Dann gab es keine Auffälligkeiten?" - “Abgesehen von … der Tatsache an sich, nicht, nein.“

    “Wisst ihr schon, was es wird?“ - “Dafür ist es sicherlich noch zu früh“, nahm Johann den Faden auf, da keiner von uns darauf einging, Und selbst dann dauerte es noch einen Moment, bis Jou seinen Kopf schüttelte, nur um direkt danach zu nicken, was er eigentlich nur macht, wenn ich ihn mit gegensätzlichen Fragen bombardiere.



    Doch Jou, wäre nicht Jou, wenn er es dabei belassen würde. Ich lauschte mit halbem Ohr seinen Ausführungen, dass es ab der 12. Woche zwar möglich sei, das Geschlecht auf dem Ultraschall zu erkennen, aber eher schwierig und daher unsicher. Darüber hinaus wusste er noch, dass Ärzte es erst nach der 14. Woche verkünden dürfen, um Geschlechtsbedingte Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern.



    Woraus Eve schloss: “Du hattest einen, warst neugierig und hast gefragt.“ - “Ja.“ - “Kann ich es sehen?“ Jou schüttelte seinen Kopf. Eve schlug die Augen nieder. Da ich den Grund ahnte und wusste, dass sie sich zurückgesetzt fühlte, sprang ich in die Bresche: “Ich habe es auch noch nicht gesehen.“ - “Warum nicht?“ Jou verzog das Gesicht, dann gestand er: “Ich war so… durcheinander gestern, dass ich… Da war ein kleiner Tisch, hinter dem Vorhang. Da hab’ ich es hingelegt und … liegen gelassen, nachdem ich wieder angezogen war.“ Eves Augen wurden kugelrund.

    Jou schien ihre unausgesprochene Frage zu erahnen: “Ich muss da genauso regelmäßig hin wie du.“ - “Ist das nicht“, sie hielt kurz inne, “fruchtbar unangenehm?“ - “Gehst du gerne?“ - “Nicht wirklich.“ - “Da hast du deine Antwort“, im Gegensatz zu sonst, mit dem Anflug eines Schmunzelns und dem Versprechen, ein Foto zu schicken, sobald er es abgeholt hat. Was ihr Stimmung umgehend hob.



    “Oh, ich bin so gespannt!“ Jou nickte lächelnd. “Wie sah es denn aus?“, schon mit einem Hauch Ungeduld in der Stimme. "Wie ein Mini-Gürkchen." Eves Blick huschte zu mir und sofort wieder zurück. “Ja, ich hab’ mich auch gewundert“, murmelte Jou. Ich wette, wenn unser Tisch anders gebaut wäre, hätte sie ihm einen Tritt vors Schienbein verpasst.

    “Warum?“ Jou sah zu mir, als wüsste ich mehr, als er. Womit er ausnahmsweise richtig lag. Ach, na gut, ich wiederholte nur, was er mir gestern berichtet hatte: “Der Arzt sagte, es wäre ungefähr so groß wie eine Erdbeere.“ - “Ja“, nahm Jou den Ball auf. Nur um ihn gleich darauf wieder fallenzulassen. “Darum hat er ein Klümpchen erwartet“, erklärte ich. Jou nickte dazu. “Und nicht“, er zog die Schultern hoch, während seine Arme sich bewegten, als würde er ein riesiges Gürkchen hin- und her wiegen. “So was.“



    Eve schien etwas irritiert, jedenfalls schaute sie hilfesuchend zu mir. Ich schüttelte beinahe unmerklich meinen Kopf und flüsterte tonlos: Gib ihm Zeit. Ich habe keine Ahnung, was sie von meinen Lippen ablas, denn sie nuschelte leicht verlegen ”Danke.”

    “Wofür?“ - “Das du so offen bist.“ Jous Mund verzog sich zu einem halben Lächeln. “Na ja, ich bin … Ich fühl’ mich sicher ... mit euch, weil… Weil ihr mich so nehmt, wie ich bin. Ohne Vorbehalte.” Ich griff nach seiner Hand, denn ich hatte das winzig kleine Fragezeichen, das hinter seinem letzten Satz schwebte, herausgehört.

    War mir allerdings nicht sicher, ob Eve es wahrgenommen hat. Und befürchtete eher ein launiges: ‘Ich wüsste nicht, wie sonst.’ Doch ich unterschätzte sie einmal mehr. “Das bist du“, versicherte sie ihm mit einem festen Blick in seine Augen. Er dankte es ihr mit einem vom Herzen kommenden Lächeln.

    Dann atmete er leise durch - nicht, um das Gespräch zu beenden, sondern um es hinter sich zu lassen. Fast so, als setze er innerlich einen Punkt. “Meine Mutter wird mir den Kopf abreißen“, sagte er leise. Nicht wütend, nicht scherzhaft. Eher so, als wäre es längst beschlossene Sache. “Dafür, dass du so vergesslich bist?“, neckte ich ihn, gedanklich noch beim Ultraschallbild. “Jetzt, wo du’s erwähnst“, grummelte er. Nahezu zeitgleich wackelte unser Tisch.

    Ich blickte rüber zu Eve und fragte zuckersüß: “Hast du grad versucht, mich zu treten?“ - “Ja“, versetzte sie gleichmütig. “Und ich bin mir sicher, Johann war auch kurz davor.“



    Ich rollte meine Augen gen Himmel, da ich wusste, worauf sie anspielt. Johann hatte sich sicherlich besser im Griff, was leider nicht bedeutete, dass Jou, der -neugierig wie er nunmal ist- seinen Kopf vorstreckte, um seine Reaktion nicht zu verpassen, trotzdem ein Licht aufging.

    “Wir haben auf Schutz verzichtet, weil Teddys Test positiv war.“ Negativ wäre die richtige Wortwahl gewesen, doch da wir die Diskussion gestern Nacht im Zusammenhang mit seinem positiven Schwangerschaftstest bereits hatten, verzichtete ich darauf, ihn zu korrigieren.

    Erneut traf mich ein überrascht-fragender Blick meiner weniger pingeligen Schwester. “Ich habe mich testen lassen, damit Jou sicher sein konnte, dass er sich -ob meines unsteten Lebenswandels- nichts einfängt.“ Ich erntete, für meine gekonnt hochnäsige Erklärung, ein saloppes: “Cool.“ Von Jou kam, erneut an Johann gerichtet: “Sie haben ihn mit erstaunlich viel Verantwortungsbewusstsein ausgestattet.“



    Johann lächelte sichtlich gerührt, entgegnete jedoch bescheiden: “Jeder verantwortungsvolle Erwachsene würde so handeln.“ Obwohl ich noch dabei war, mich von dem Gedanken zu verabschiedete, in diesem Leben wenigstens ein Mindestmaß an Privatsphäre zu erlangen, nahm ich wahr, dass Jou spontan mehrere Willoughbys in den Sinn kamen, denen er dergleichen nicht zutrauen würde.



    Nicht gewillt, Zeit an den abwesenden Teil der Familie zu verschwenden, gab ich dem Gespräch eine andere Wendung. Zur Abwechslung mal auf Eves Kosten: “Ich hoffe, wenigstens Alan ist sich seit 'Friends' deutlich bewusst, dass Kondome keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Denn wir wollen doch nicht, dass sich so etwas ähnliches wie heute, demnächst wiederholt, oder?“

    [Teddy bezieht sich hier auf die US-amerikanische Sitcom ‘Friends’, in der sich Ross in einer Szene mit Rachel absolut göttlich darüber aufregt, es würde nicht auf der Packung stehen. Ein Irrtum, an den sich die Kenner der Episode bestimmt gern erinnern.]

    Eve lief, dies muss ich leider gestehen, zu meinem außerordentlichen Vergnügen puterrot an. Versuchte sich jedoch aus der Affaire zu ziehen, indem sie behauptete: “Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“



    “Netter Versuch“, gab ich spöttisch zurück. Ihr Augen wurden zu schmalen Schlitzen, doch ich kam ihr erneut zuvor: “Bevor du dich unnötig aufregst, Schwesterlein, lass dir gesagt sein, mir ist seit längerem bewusst, dass ihr -ich malte Anführungszeichen in Luft- heimlich datet.“ An Johann gewandt: “Seit Paris, nicht wahr?“ Johann nickte und bestätigte es, als hätte ich mich nach der letzten Betriebsfeier erkundigt: “Das kommt durchaus so hin.“

    Eve schnappte endlich wieder Luft. Was Jou die Möglichkeit verschaffte, sich in unser Gespräch einzubringen. “Ich hab’s an Halloween auch sofort geschnallt.“ Johann und ich nickten im Gleichklang, Jou wandte sich an Eve: “Es war wirklich nicht zu übersehen.“



    "Dieses kleine Gesangsbattle, total niedlich“, fiel mir dazu ein. “Aww, jaaa“, antwortete Jou. In Ton und Ausdruck, als würden wir über den Wurf Kätzchen in Brindleton sprechen. “Ich hasse euch.“

    Ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite, Jou tat es mir gleich, dann wandten wir uns ihr zu: “Solang du uns nicht umbringst…“ - “Ist uns das völlig egal“, vervollständigte er meinen Satz. Dann brachte er seine Lippen näher an mein Ohr und ‘flüsterte’: “Vielleicht sollten wir Alan nachher noch vorwarnen.“ - “Besser wär’s“, ‘wisperte’ ich zurück, sie ebensowenig aus den Augen lassend wie er. "Nicht, dass sie ihn noch umbringt“, gab ich mich entsetzt. “Wär gut möglich, ich mein…“, Jous Zeigefinger kreiste an seiner Schläfe. Ich nickte wissend, zog besorgt meine Augenbrauen zusammen und bat: “Erinner mich daran, falls ich es vergessen sollte.“ - “Auf alle Fälle.“

    Eve kämpfte. Hart, doch erfolglos. Denn das Schmunzeln siegte: “Zusammen seid ihr echt unmöglich!” Wir sahen uns kurz an und stellten dann gemeinsam fest: “Damit können wir gut leben.”



    Johann räusperte sich dezent. Ich nahm unwillkürlich Haltung an und auch Jou setzte sich wieder gerade hin. Eve hing noch einen Moment wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf ihrem Stuhl, bevor sie unserem Beispiel folgte und die nächste Frage raushaute: “Und wie geht’s jetzt weiter?“

    “Abwarten“, erwiderte ich unüberlegt. Jou sagte: “Wenn mein Kopf Montagabend noch auf meinen Schultern sitzt …“ - “Du hast das ernst gemeint vorhin?“, fiel Eve ihm entsetzt ins Wort. Und auch ich blickte ihn erschrocken an. “Ja“, es klang leicht verdutzt. Eve war wieder einmal schneller als ich: “Warum?“

    Jou blähte seine Wangen auf und ließ die Luft einem leisen: “Puuh”, wieder entweichen. “Du musst es uns nicht sagen“, griff ich sofort ein. Und auch Johann lehnte sich vor, um ihm zu versichern: “Sie müssen nicht jede Frage beantworten, Jou.“ Er sah rüber zu Eve. Sie nickte sofort. Jou ebenfalls leicht konsterniert. “Sie allein entscheiden, wann und wie viel Sie preisgeben möchten.“ Sehr eindringlich und entschieden. Wie damals bei mir. “Und du kannst dich jederzeit umentscheiden“, sprach ich aus meinen Gedanken heraus. “Selbst mitten im Satz“, fügte Eve hinzu.



    “Ich weiß“, erwiderte Jou, sichtlich überrascht. “Ich… Ich hab’ nur nach Worten gesucht.“ - “Musst du nicht“, entgegneten Eve und ich. “Wir puzzeln gerne“, unerwartet salopp von Johann. “Oh, wow!“ So verdattert habe ich ihn noch nie gesehen. “Ich habe echt schon viel erlebt“, stellte Jou fest. “Aber ihr … Ihr toppt alles.“ - “Wenn zwei drittel schwul sind, bleibt dem Rest keine Wahl“, nölte Eve. Dermaßen übertrieben, dass sofort klar war, sie meinte es nicht ernst.

    “Ich staune, wie offen ihr damit umgeht.“ Jou hob den Kopf und sah uns der Reihe nach an. “Warum?“ Natürlich von Eve. “Auch nicht immer“, gestand Johann. Ich gab ungerührt zu: “Reine Trotzhaltung.“ - “Okay“, leise, fast atemlos, doch dann begannen seine Augen zu leuchten und sein Schmunzeln verwandelte sich in ein strahlendes Lächeln. “Oh, mein Gott“, stöhnte Eve. “Wie hältst du das bloß aus?“ - “Ich habe keine Ahnung.“ Ob ich es tatsächlich aussprach oder nur dachte, vermag ich nicht zu sagen. Jou verdrehte jedenfalls die Augen und die Rädchen in meinem Oberstübchen setzten sich ganz langsam wieder in Bewegung.



    “Ihr habt das echt gut drauf.“ - “Was?“, wollte Eve prompt wissen. “Vom Thema ablenken. Trübe Gedanken verscheuchen“, zählte Jou auf. “Jahrelange Übung“, seufze Johann, ungewohnt ehrlich. Womit ich nur ausdrücken will, dass es in Jous Gegenwart geschah. “Schade, dass Sie am Sonntag nicht mitkommen.“

    “Sie können mein Ticket haben“, bot Eve sofort an. “Das wäre doch etwas unangemessen“, entgegnete Johann. “Absolut nicht.“ Jou schüttelte vehement seinen Kopf. “Meine Eltern würden sich bestimmt freuen.“ - “So wie deine Augen funkeln“, stellte Eve fest. “Trifft das eher auf dich zu.“ Jou nickte freimütig. Nur um dann das erste Wörtchen seines nächsten Satzes überdeutlich zu betonen: “Eine Stimme der Vernunft, könnte mir nicht schaden.“ - “Pff“, gab Eve von sich. Ich warf ihm einen übertrieben pikierten Blick zu. “Sie sind nicht allein, Jou und werden sicherlich ohne mich zurechtkommen.“ Ich nickte zu Johanns Worten. “Wir werden sehen”, nuschelte Jou.



    Eine etwas unbehagliche Stille trat ein. Die Eve nach wenigen Augenblicken unterbrach. “Wenn du unsere Unterstützung brauchst, dann …“ Sie zögerte. “Sollte ich euch auch verraten, warum?“ Ich schüttelte unwillkürlich den Kopf, obwohl es nicht so klang, als hätte er Hemmungen, über dieses Thema zu sprechen. Eve nuschelte prompt: “Wär schon hilfreich.“

    Ich senkte den Blick, um Jou nicht zu beeinflussen - obwohl er sich ganz sicher nicht zu etwas drängen ließe, das er partout nicht wollte. Er bestätigte meine Vermutung nahezu umgehend: “Sie hat sich abgefunden mit … mir.“ - “Aber?“, hakte Eve sofort nach.

    Ich sah sie mahnend an. Ihr Blick huschte zu mir. Ihre Augen schienen zu sagen: Wenn er darüber spricht, kann ich ja wohl nachfragen! Ich hatte eine passende Erwiderung schon auf der Zunge, doch Jou kam mir zuvor.

    “Sie versteht nur nicht …“, er hielt kurz inne und versuchte es erneut. “Ich glaube, es würde ihr leichter fallen, wenn ich … straight wäre.“ Es klang erneut leicht fragend, als wüsste er es selbst nicht genau. “Oh, und jetzt …“ Eve überlegte einen Moment. “Befürchtest du, dass die Diskussion wieder startet?“, fragte ich. - “Gut möglich, ja.“ Eve gab ein nachdenkliches “Hmm“ von sich.

    “In ihren Augen“, murmelte Jou, “ergibt es wahrscheinlich absolut keinen Sinn, dass ich … all den Aufwand betrieben habe, nur um dann …“ - “Schwanger zu werden?“ - “Ja.“ - “Vielleicht freut sie sich ja.“ - “Eve!“ - “Was?“ Sie sah mich an, als wär ich mal wieder nicht die hellste Kerze auf der Torte.



    "Ich hatte nicht den Eindruck, als würde Moira in absehbarer Zeit planen, eine Familie zu gründen.” Ich klappte den Mund auf und gleich wieder zu. Sie honorierte es stillschweigend, ganz so, als könnte sie meine Gedanken lesen. “Im Gegensatz zu dir, Teddy, unterhalte ich mich mit Gästen.” Presst sie aus wie Zitronen, würde es eher treffen und besser zu ihrem leicht biestigen Ton passen, doch nun gut. “Möglich, dass du recht hast”, murmelte Jou nachdenklich.

    “Was sagt eigentlich Charlotte dazu?” Neugierig wie immer, doch diesmal ein willkommener Gedankensprung. “Wir haben es ihr noch nicht gesagt.” Ich vermute, Eve hat sich das bereits gedacht, denn ihre nächsten Worte waren: “Wie geht's ihr denn? Wisst ihr schon mehr?" - “Sie sind immer noch in der Klinik.” - “Ach, herrje.” Jou nickte betrübt. “Den Virus, den sie sich eingefangen hat…” Ich vermute, die drei blieben noch eine Weile bei dem Thema. Genau vermag ich es jedoch nicht zu sagen.

    Ich horchte allerdings auf, als Eve sagte: “Ich hoffe, es wird ein Mädchen.” - “Ein Mädchen”, Jou stutze kurz. “Teddy ist einfach perfekt für baby girls.” Johann schien ebenso angetan von der Aussicht, wie ich, denn die beiden waren damals einfach nur zum Knuddeln...



    Wenn ich nur etwas aufmerksamer gewesen wäre, hätte sich das folgende sicherlich Gespräch erübrigt. Denn Jou sah das völlig anders, wie er unmissverständlich zum Ausdruck brachte: “Ihr fangt besser an zu beten, oder was ihr sonst so treibt, dass es ein Junge wird!” So resolut, dass Eve sich prompt auf den Schlips getreten fühlte. Im übertragenen Sinne. "Warum?" - “Weil ich mehr T im Körper hab' … hatte, als einem Mädel gut tun könnte.”

    “Tea?” Verblüffter aussprechen kann man es vermutlich nicht. “Testosteron”, bekam Eve umgehend und überdeutlich in perfektem, dreifachem Einklang zurück. “Oh…” - “Ja”, unglaublich welche Wucht Jou ein solch ein kleines Wörtchen packen konnte.

    Erneut verblassten ihre Stimmen in meinem Kopf. Weniger, da ich die Gründe bereits kannte, die Jou ihnen nun ausführlich schilderte, sondern weil das bisschen gesunder Menschenverstand, das in mir wohnt, ausreichte, um mir vorzustellen, was passieren könnte.

    “Wir werden es nicht bekommen.” - “Bitte?” Erstaunen und Entsetzen im Doppelpack. Begleitet von einem fassungslosen: ”Ich dachte, du freust dich…”

    “Wie kann ich mich freuen, wenn für dich die Welt untergeht?” - "Ich habe nicht gesagt, dass die Welt untergeht“, immer noch leicht verstört. Was mich leider nicht davon abhielt zu erwidern: “Reproduktion ist das Allerletzte, klingt für mich verdammt nah dran.” - “Teddy…” Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie Jou mich ansah. Johann erhob sich jedenfalls umgehend.

    "Nach allem was mit Mamá war und jetzt mit Charlotte passiert, ich ..." - "Äpfel und Birnen, Ted!?" - "Miss Everleigh?"



    Erst bei dieser leisen Aufforderung, schien Jou aufzufallen, dass Johann nicht auf dem Weg ins Bad war. “Was wird das jetzt?” - “Sie warten im Auto." - “Wie immer”, nuschelte Eve, während sie ihren Stuhl übervorsichtig an den Tisch schob. “Warum?” - “Für den Fall, dass wir uns gleich die Köpfe einschlagen”, erklärte ich unüberlegt.

    “Das ist ...” Jous Welt schien, wenn schon nicht dem Untergang geweiht, doch deutlich aus den Angeln gehoben. “Absolut ridiculous." - “Dein Wort der Woche?”, vorwitzig und natürlich von Eve. “Ja”, bestätigte Jou automatisch und ohne seinen Blick von mir abzuwenden. “Warum sollten wir das tun?” - “Niemand”, versicherte ich ihm umgehend, "glaubt, dass wir das tun.”

    "Miss Everleigh." Deutlich eindringlicher. Sie setzte sich sofort in Bewegung. Jou ging endlich ein Licht auf. Und ich war mir sicher, das dicke Ende käme noch.



    “Ihr könnt bleiben, das Thema ist durch.” So resolut, dass er selbst Johann stoppte, der Eve den Vortritt ließ. Ich wusste, er wartete auf eine Reaktion von mir, also sah ich auf und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf.

    Jou starrte noch einen Moment auf die geschlossene Tür. Dann atmete er leise ein. Dieses winzige, kaum wahrnehmbare Innehalten, bevor er seinen Atem durch die Nase wieder ausströmen ließ. Länger, viel länger als nötig gewesen wäre. Ganz so, als wollte er etwas loswerden, das sich hartnäckig in seiner Brust eingenistet hatte. Seine Haltung blieb aufrecht, sein Blick gerade. Aber in seinen Augen war etwas, das vorher nicht dagewesen war.

    Kaum sichtbar, doch messerscharf. Ich spürte seine Enttäuschung. Seinen verletzten Stolz. Doch was mich schmerzlicher traf als alles andere, war, dass er sich zurückzog. Nicht körperlich, aber innerlich.

    Gesagt hat er nichts. Natürlich nicht. Jou schweigt, wenn es weh tut. Nicht, weil er nichts zu sagen hätte, sondern weil Worte es nur schlimmer machen würden.

    Ich wusste, dass er verstand. Dass in dieser Familie -meiner Familie- mein Wort das letzte war. Und dass ich es eben gesprochen habe. Nicht aus bösem Willen, sondern aus Gewohnheit. Und weil ich dachte, es wäre richtig.

    Doch für Jou war es falsch. So falsch.

    Für den Bruchteil einer Sekunde traf mich sein Blick. Nicht anklagend. Nur … kalt. Kälter als alles, was ich je von ihm gespürt hatte. Und mir wurde mit beängstigender Klarheit bewusst: Es gab Dinge, die man nicht zurücknehmen konnte. Wegschauen. Schweigen. Eine gedankenlose Geste. Oder ein Blick, der einen Schritt zurück bedeutete. Ein Schritt - weg von mir.

    “Darling?“ Nicht mehr als ein Wispern. Jou straffte sich - falls in seinem Körper überhaupt noch mehr Spannung hinein passte. “Weißt du, was, Ted?“ Ich hatte nicht einmal Zeit, auf diese rhetorische Frage mit einem Kopfschütteln zu reagieren, denn er sprach ungerührt weiter: “Ob du willst oder nicht - das Kind wird auf die Welt kommen.“ - “Du willst …?” Er verbesserte mich sofort: “Ich werde. Auch ohne dich, wenn’s sein muss.“



    Das war ein Ultimatum, auf das ich absolut nicht vorbereitet war. “Jou, ich ... du? Seit wann, ich meine …”, stammelte ich, zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. “Seit ich den Herzschlag gesehen habe.” - “Du hast … ?” - “Das kleine Herz schla … Wenn du jetzt anfängst zu heulen, Hase, dreh ich durch.” - “Sorry, hun …” - “Oh mein Gott”, stöhnte er.

    Ich sah ihn praktisch schon durch die Tür verschwinden. Doch er überraschte mich einmal mehr. Also biss ich die Zähne zusammen, so fest, dass mein Kiefer knackte, denn das Letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte, war meine Gefühlsduseligkeit.

    “Geh und sag ihnen, sie können nach Hause fahren.” - “Jou … “ - “Mir werden sie kaum glauben, dass du unbeschadet davon gekommen bist.” Nicht bissig. Nur wie eine nüchterne Tatsache, die man ausspricht, wenn man es leid ist, sich aufzuregen.



    Trotzdem erhob ich mich nur zögerlich. Unsicher, ob er nicht vielleicht wollte, dass ich mit ihnen gehe. Doch als ich ihn fragend ansah, fuhr er sich nur mit der Hand übers Gesicht, als wollte er etwas abschütteln - Müdigkeit, Frust, Enttäuschung? Ich wusste nur eins mit Sicherheit: Nichts davon ließ sich einfach so abstreifen.

    Mein Herz blutete und dennoch wandte ich mich ab, um seinen Wunsch zu erfüllen. Kaum an der Tür, hielt er mich nochmal auf. “Teddy?” - “Ja?” - “Beeil dich. Bitte.” - “Okay.” Ich bekam es kaum heraus, bemerkte erst, dass ich mir den Mundwinkel blutig gebissen hatte, als mir der metallische Geschmack auffiel.

    Was sich so vertraut anfühlte, dass es beinahe schon wieder tröstlich war. Nun, wie auch immer. Es hielt die Tränen zurück, was gut war, denn wenn meine Familie sie sähe, würde die Welt wohl tatsächlich aus den Fugen geraten.
    Life isn't about waiting for the storm to pass.
    It's about learning to dance in the rain.

    -Vivian Greene-

 

 

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